Stadtschaukeln
In den Arbeiten von Matthias Wermke und Mischa Leinkauf werden gängige Situationen, Praktiken und Ordnungen der Stadt spielerisch, fast nebenbei, infrage gestellt. Die Schaukel, die an unterschiedlichen Orten Berlins auftauchte und dann wieder weiterzog, war an Straßenschildern, Gerüsten und Bauteilen befestigt. Sie annektierte temporär kleine Teile der zunehmend kommerzialisierten und privatisierten Stadt, machte sie sich zu eigen. Für einen noch so kurzen Moment entstand dadurch ein neuer (öffentlicher) Raum—da, wo vorher keiner war. Im Besetzten von Plätzen, Nischen, Stellen und Objekten, die normalerweise anderen Funktionen dienen, eroberte sie—ganz sanft und leise, aber nicht weniger nachdrücklich—Stadt zurück. So kann die mobile Schaukel als Warnung gelesen werden. Denn wenn der öffentliche Raum ganz verschwände, müssen wir dann irgendwann immer eine eigene Schaukel dabei haben?