Gelebter Raum

Larissa Fassler baut und zeichnet Raum. Doch nichts ist hier maßstäblich geordnet oder aufgeräumt. In den großformatigen Zeichnungen von Städten führt sie uns vor, was wir erleben, wenn wir über Straßeninseln laufen, durch Unterführungen und Passagen gehen oder in Hauseingänge hineinschauen. Die Künstlerin überlagert den gebauten Raum mit dem, was durch Aneignungen hinzukommt. Sie beobachtet und begeht den Raum immer wieder, sammelt und kartiert Gefundenes. So auch bei ihrer Arbeit Kotti (revisited). Die vielen Fragmente, die hier übereinander geschichtet liegen, erzählen Geschichten von einem komplexen Raum, der ganz selbstbewusst und entschieden sagt: »Ich bin Stadt. Weder bin ich leicht zu ordnen noch zu planen. Und ich werde mich wehren, wenn meine Vielschichtigkeit in Frage gestellt wird.« Planung, so das große bunte Bild, muss sich um all das kümmern, mit dem gelebten Raum arbeiten statt gegen ihn. Denn wo soll diese Stadt hin, wenn sie hier weg muss?