Wehrhafte Kleinbauten

Das vere­inzelte Haus ste­ht wie ein Boll­w­erk gegen die von den Behör­den beschlosse­nen Verän­derun­gen des Istan­buler Vier­tels Fikirte­pe. Ahmet Ögüt, Plea­sure Places Of All Kinds; Fikirte­pe Quar­ter, Skulp­tur, 150×150×70cm, 2014 © Pri­vate Samm­lung, Amsterdam

Wir schauen auf eine tief in den Boden gebag­gerte Grube. In der Mitte: wie ein Fels in der Bran­dung ein gewaltiger Erd­klumpen, auf dem ein let­ztes vere­inzeltes Haus ste­ht. »Nagel­häuser« heißen diese Gebilde, die in ein­er schein­baren Öde übrig geblieben sind. Für Ahmet Öğüt sind diese Häuser »Aus­druck des indi­vidu­ellen All­t­agswider­stands gegen die Strate­gien staatlich­er oder unternehmerisch­er Zwänge«. Sie sind Überbleib­sel eiliger Urban­isierung­sprozesse und sprechen gle­ichzeit­ig von Ver­drän­gung. Öğüts Mod­ell­darstel­lun­gen der Nagel­häuser hal­ten diesen Zus­tand als War­nung fest. Und so wird der Wider­stand gegen die uner­bit­tliche glob­ale Immo­bilien­wirtschaft und speku­la­tive Grund­stück­sen­twick­lung langfristig sicht­bar und damit für andere ver­han­del­bar gemacht.


Pro­jekt

Plea­sure Places of All Kinds


Kün­stler

Ahmet Öğüt


Jahr

2014


Ort

Istan­bul, Türkei

Ahmet Öğüt, Plea­sure Places of All Kinds © Ahmet Öğüt
Ahmet Öğüt, Plea­sure Places of All Kinds © Ahmet Öğüt
Instal­la­tion­san­sicht eines Nagel­haus­es, Istan­bul. Seit dem Erlass eines Geset­zes im Jahr 2012 dür­fen Wohnge­bäude, die die Vorschriften zur Erd­beben­sicher­heit nicht erfüllen, abgeris­sen wer­den. Im Istan­buler Vier­tel Fikirte­pe sind von den damit ein­herge­hen­den urba­nen Trans­for­ma­tion­sprozessen viele tausende Häuser, die häu­fig im Eigen­bau und mit der schweigen­den Zus­tim­mung der Behör­den errichtet wor­den waren, vom Abriss betrof­fen. Diese Verän­derun­gen schaf­fen seit Jahren immense Kon­flik­te zwis­chen Bewohnen­den des Vier­tels und der Stadtver­wal­tung oder Immo­bilienun­ternehmen. Ahmet Ögüt, Plea­sure Places Of All Kinds, Fikirte­pe Quar­ter, Skulp­tur, 150×150×70cm, 2014. Pri­vate Samm­lung, Ams­ter­dam. Van Abbe­mu­se­um, Eind­hoven © Peter Cox