Die Arbeit EUROPA entstand im Kontext der Nachwehen der Wahl für den Austritt Großbritanniens aus der EU. Europa, so das Architektur- und Planungsbüro morePlatz, fehle es an Sichtbarkeit, öffentlicher Präsenz und positivem Feedback. Die riesigen leuchtenden Röhren, die seit ihrer ersten Installation im November 2016 in Berlin und an vielen anderen Orten in Deutschland und im Ausland zu sehen waren, bedienen genau diesen artikulierten Mangel. Doch die europäische Idee, für die diese Buchstaben und die Leuchtkörper einstehen, wird von vielen auch kritisch gesehen: Europas Außengrenzen werden zunehmend abgeschottet und verteidigt. Das Versprechen eines offenen und solidarischen Europas bleibt im Moment für viele ein unerreichbares Ziel. Das strahlende EUROPA leuchtet nicht für alle gleich hell.
Ein Zeichen für Europa
Flusslandschaften in der Stadt
Der Film Swim City führt uns vor, wie wertvoll Flüsse für das Wohl der gesamten Stadtbevölkerung sind. Ob in den Donau-Flussbädern in Wien, im Botanischen Garten von Tiflis oder den Flüssen in Basel und Zürich—überall springen Menschen an warmen und sogar kalten Tagen ins Wasser. Auch in anderen Städten, in denen Flüsse gerade erst als Freiräume wiederentdeckt werden, formieren sich Initiativen, die das Bewusstsein für den Wert von Wasser in der Stadt schärfen wollen. Dabei geht es um weit mehr als das Baden zu popularisieren. Es sind auch Bewegungen, die angesichts zunehmender Privatisierungen von Flussufern für den öffentlichen Zugang zum Wasser kämpfen. Sie machen deutlich, dass Flüsse als wichtige Adern in größeren ökologischen Gefügen ernst zu nehmen sind.
Eine Kleinstadt im Dialog mit der Zivilgesellschaft
Die kleine Stadt Altenburg in Thüringen schrumpft. Seit den 1980er Jahren ist die Bevölkerung um über 40 Prozent zurückgegangen. Viele Einzelpersonen und Vereinigungen sind deswegen schon seit einigen Jahren aktiv. Sie wollen der lausigen Stimmung entgegenwirken. »Stadtmensch« heißt die Kooperation von verschiedenen Initiativen, Fördervereinen und Kulturbetrieben, die—gefördert durch ein Programm der Nationalen Stadtentwicklungspolitik—daran arbeitet, existierende Modelle für die koproduktive Stadt entschieden zu erweitern. Konkret geht es darum, dass die Zivilgesellschaft Verantwortung für die öffentlichen Innen- und Außenräume der Stadt übernimmt. Ideenaufrufe bringen Projekte hervor, über deren Umsetzung und Förderung die Stadtbevölkerung in unterschiedlichen Verfahren mitentscheidet. Wichtiges Kriterium: Die Projekte sollen dem Gemeinwohl dienen.
Ein Modellprojekt für die Integration von Geflüchteten
Der ehemalige Bürgermeister Domenico »Mimmo« Lucano der süditalienischen Gemeinde Riace war Mitbegründer des Vereins Città Futura—Stadt der Zukunft. In Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen nahm er Geflüchtete aus Afghanistan, dem Irak, Eritrea, Palästina und dem Libanon im Ort auf. Staatliche Subventionen wurden in die Infrastruktur des Ortes investiert, der—so sagen das heute viele—ohne die neuen Bewohnenden wohl ausgestorben wäre. Gemeinsam mit den Ansässigen wurden verlassene Häuser wieder instand gesetzt. Auch wurden die Neuankömmlinge in lokale Traditionen—das Herstellen von Glas, Keramik und Stickereien—eingeführt. Doch von Anfang an gab es Widerstand gegen das als eigenwillig angesehene Vorgehen, der das Projekt schließlich vor wenigen Jahren zum Scheitern brachte. Lucano wurde Amtsmissbrauch vorgeworfen. Er musste Riace verlassen. Mittlerweile ist er zurück und schmiedet neue Pläne.
Wehrhafte Kleinbauten
Wir schauen auf eine tief in den Boden gebaggerte Grube. In der Mitte: wie ein Fels in der Brandung ein gewaltiger Erdklumpen, auf dem ein letztes vereinzeltes Haus steht. »Nagelhäuser« heißen diese Gebilde, die in einer scheinbaren Öde übrig geblieben sind. Für Ahmet Öğüt sind diese Häuser »Ausdruck des individuellen Alltagswiderstands gegen die Strategien staatlicher oder unternehmerischer Zwänge«. Sie sind Überbleibsel eiliger Urbanisierungsprozesse und sprechen gleichzeitig von Verdrängung. Öğüts Modelldarstellungen der Nagelhäuser halten diesen Zustand als Warnung fest. Und so wird der Widerstand gegen die unerbittliche globale Immobilienwirtschaft und spekulative Grundstücksentwicklung langfristig sichtbar und damit für andere verhandelbar gemacht.
Von der Brachfläche zum Nachbarschaftsort
Im Norden Brüssels, von Straßen umzingelt und doch fast schwer zu finden, hat sich ein kleines Paradies entwickelt. 2013 setzte ein divers aufgestelltes Team eine Idee um: Sie verknüpfen die Besonder- und Eigenheiten eines Parks mit urbaner Agrikultur und Micro-Farming. Lokale Initiativen und Gruppen, die die Ränder jenes Brachlands seit geraumer Zeit für den kollektiven Anbau von Obst und Gemüse, für Kleintierhaltungen und Taubenschläge genutzt hatten, werden beteiligt. Der daraus entstandene Ort—Parckfarm—verbindet bis heute die Nachbarschaft. Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure organisieren vielfältige Aktivitäten, Workshops, Gartenarbeit und Debatten. Allerdings liegt mittlerweile ein Flächennutzungsplan für das Areal vor. Die Nachbarschaftsverbände sehen Zugang und Nutzung des Parks bedroht.