Wunschrouten

Jan Dirk van der Burg doku­men­tiert in seinen Arbeit­en mit dem Titel Desire Lines Tram­pelp­fade als Zeichen zivilge­sellschaftlichen Unge­hor­sams. Desire Lines, Fotografien, 80×100cm, 2011. © Jan Dirk van der Burg

Die Arbeit­en des Fotografen und Filmemach­ers Jan Dirk van der Burg zeigen Tram­pelp­fade: schmale und unbe­fes­tigte Wege, die dadurch entste­hen, dass sie wieder und wieder began­gen oder befahren wer­den. Sie fol­gen den organ­is­chen Bewe­gungsabläufen von Men­schen, die sich fußläu­fig oder mit dem Fahrrad durch die Welt bewe­gen. So wer­den die am Reißbrett scharf und klar umris­se­nen Räume der Infra­struk­tur- und Stadt­pla­nen­den infrage gestellt. Tram­pelp­fade ste­hen hier für Wider­stand, für kleine Gesten des zivilen Unge­hor­sams. Sie wehren sich gegen einen Ord­nungs- und Gestal­tungswillen, der sich über alles stülpt und doch im täglichen Gebrauch keinen Sinn macht. Sie entste­hen da, wo die Pla­nen­den der immer noch auto­gerecht­en Welt nicht mit Men­schen gerech­net haben, die ihren eige­nen Kopf haben.


Pro­jekt

Desire Lines


Kün­stler

Jan Dirk van der Burg


Jahr

2011


Ort

Nieder­lande

© Jan Dirk van der Burg
© Jan-Dirk van der Burg

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Gelebter Raum

Kot­ti (revis­it­ed), Fine Art Print, 157×160 cm, 2014 © Laris­sa Fassler

Laris­sa Fassler baut und zeich­net Raum. Doch nichts ist hier maßstäblich geord­net oder aufgeräumt. In den groß­for­mati­gen Zeich­nun­gen von Städten führt sie uns vor, was wir erleben, wenn wir über Straßenin­seln laufen, durch Unter­führun­gen und Pas­sagen gehen oder in Hau­se­ingänge hinein­schauen. Die Kün­st­lerin über­lagert den gebaut­en Raum mit dem, was durch Aneig­nun­gen hinzukommt. Sie beobachtet und bege­ht den Raum immer wieder, sam­melt und kartiert Gefun­denes. So auch bei ihrer Arbeit Kot­ti (revis­it­ed). Die vie­len Frag­mente, die hier übere­inan­der geschichtet liegen, erzählen Geschicht­en von einem kom­plex­en Raum, der ganz selb­st­be­wusst und entsch­ieden sagt: »Ich bin Stadt. Wed­er bin ich leicht zu ord­nen noch zu pla­nen. Und ich werde mich wehren, wenn meine Vielschichtigkeit in Frage gestellt wird.« Pla­nung, so das große bunte Bild, muss sich um all das küm­mern, mit dem gelebten Raum arbeit­en statt gegen ihn. Denn wo soll diese Stadt hin, wenn sie hier weg muss?


Pro­jekt

Kot­ti (revis­it­ed)


Kün­st­lerin

Laris­sa Fassler


Jahr

2014


Ort

Berlin, Deutsch­land

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Kritische Masse für Freiheit und Bewegung

© Crit­i­cal Mass Berlin

Jeden let­zten Fre­itag des Monats tre­f­fen sich Rad­fahrende, sowohl in Metropolen als auch in kleineren Städten, um—in Kolonne und als schiere Masse—die Straßen einzunehmen, regel­recht zu beset­zen. Das Prinzip der kri­tis­chen Masse nutzt dabei eine Regel der Straßen­verkehrsor­d­nung, nach der ein Ver­band aus min­destens zwölf Rad­fahren­den als Fahrzeug zu betra­cht­en ist und somit auch geschlossen über eine rot wer­dende Ampel fahren kann. Wer vorn radelt, bes­timmt mit, wo es lang geht. Aufmerk­samkeit wollen die Rad­fahren­den darauf lenken, dass die auto­gerechte Stadt des let­zten Jahrhun­derts an vie­len Orten bis heute gefährliche Real­ität ist. Crit­i­cal Mass ist damit ein friedlich­es und sol­i­darisches Protestradeln gegen die Hege­monie des motorisierten Verkehrs in Stadt­pla­nun­gen weltweit.


Pro­jekt

Crit­i­cal Mass


Beteiligte

Fahrad­fahrende


Jahr

Seit 1997


Ort

Berlin, Deutsch­land

© Crit­i­cal Mass Berlin
© Crit­i­cal Mass Berlin
© Crit­i­cal Mass Berlin
© Crit­i­cal Mass Berlin

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Stadtschaukeln

Tem­porär ein­gerichtete Schaukelplätze mit Blick auf den Alex oder am Pots­damer Platz, unter Zuhil­fe­nahme des Rah­mens eines über­großen Straßen­schildes. Hier wer­den städtis­che Räume spielerisch erobert und angeeignet und markieren damit Gegen­wehr zu schein­bar all­ge­me­ingülti­gen und akzep­tierten Regel­w­erken, die alles durch Nor­men in For­men pressen. © VG Bild- Kun­st, Bonn, 2020

In den Arbeit­en von Matthias Wermke und Mis­cha Leinkauf wer­den gängige Sit­u­a­tio­nen, Prak­tiken und Ord­nun­gen der Stadt spielerisch, fast neben­bei, infrage gestellt. Die Schaukel, die an unter­schiedlichen Orten Berlins auf­tauchte und dann wieder weit­er­zog, war an Straßen­schildern, Gerüsten und Bauteilen befes­tigt. Sie annek­tierte tem­porär kleine Teile der zunehmend kom­merzial­isierten und pri­vatisierten Stadt, machte sie sich zu eigen. Für einen noch so kurzen Moment ent­stand dadurch ein neuer (öffentlich­er) Raum—da, wo vorher kein­er war. Im Beset­zten von Plätzen, Nis­chen, Stellen und Objek­ten, die nor­maler­weise anderen Funk­tio­nen dienen, eroberte sie—ganz san­ft und leise, aber nicht weniger nachdrücklich—Stadt zurück. So kann die mobile Schaukel als War­nung gele­sen wer­den. Denn wenn der öffentliche Raum ganz ver­schwände, müssen wir dann irgend­wann immer eine eigene Schaukel dabei haben?


Pro­jekt

Die Neono­r­angene Kuh


Kün­stler

Matthias Wermke und Mis­cha Leinkauf, Wermke / Leinkauf


Jahr

2005


Ort

Berlin, Deutsch­land

Schaukeln unter der Brücke. Wermke/Leinkauf, Die Neono­r­ange Kuh (The Neono­r­ange Cow), Berlin, 2005, SD-Video/Au­dio, 6:30 min © VG Bild- Kun­st, Bonn, 2020
Schaukeln über der Auto­bahn. Wermke/Leinkauf, Die Neono­r­ange Kuh (The Neono­r­ange Cow), Berlin, 2005, SD-Video/Au­dio, 6:30 min © VG Bild- Kun­st, Bonn, 2020

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Die Stadt als Skatepark

Rubén Dario Kleimeer, Imag­i­nary Per­spec­tives V, Archivalprint/dibond/frame, 40×50 cm cm, Rot­ter­dam, 2015 © Cour­tesy of the artist and Con­tour Gallery in Rotterdam

Skate­board­ing sei per­for­ma­tive Kri­tik an der gebaut­en Welt, sagen manche. So entwick­elt der noch rel­a­tiv junge Sport, dessen Hauptschau­plätze lange auss­chließlich städtis­che Nicht-Orte waren, neue Ausle­gun­gen und andere Inter­pre­ta­tio­nen von Raum. Diese Welt—ob nun gigan­tis­che Infra­struk­turen, Gehwege, leere Swim­ming­pools, enorme Straßen­züge, Unter­tun­nelun­gen genau­so wie andere Beton­wüsten der Moderne—zeigt der Fotograf und Skater Rubén Dario Kleimeer in seinen Bildern. Durch das Befahren und Aneignen dieser gebaut­en Struk­turen erschließt Kleimeer damit ganz vielfältige Bedeu­tungsebe­nen von Raum. Dabei ist er nicht auf Antworten oder Lösun­gen für städte­bauliche oder gesellschaftliche Prob­leme aus. Stattdessen lädt er uns ein, mit ihm zu suchen, mit ihm auf Fahrt zu gehen und dann gemeinsam—aus unge­wohn­ten Perspektiven—darüber nachzu­denken, wie die Stadt der Zukun­ft auss­chauen kön­nte, was sie sein kann, und wie sie sich befahren ließe.


Pro­jekt

Imag­i­nary Perspectives


Kün­stler

Rubén Dario Kleimeer


Jahr

Seit 2012


Ort

Rot­ter­dam, Niederlande

Bilder aus der Foto­strecke Imag­i­nary Per­spec­tives des nieder­ländis­chen Fotografen Rubén Dario Kleimeer (2012–2019). Stad­traum aus der Per­spek­tive des Skate­board­ers. Rubén Dario Kleimeer, Imag­i­nary Per­spec­tives XI, Archivalprint/dibond/frame, 100×125 cm, Rot­ter­dam, 2018 © Cour­tesy of the artist and Con­tour Gallery in Rotterdam
Rubén Dario Kleimeer, Imag­i­nary Per­spec­tives III, Archivalprint/dibond/frame, 40×50 cm, Rot­ter­dam, 2012 © Cour­tesy of the artist and Con­tour Gallery in Rotterdam
Rubén Dario Kleimeer, Imag­i­nary Per­spec­tives I, Archivalprint/dibond/frame, 40×50 cm, Rot­ter­dam, 2012 © Cour­tesy of the artist and Con­tour Gallery in Rotterdam

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Das etwas andere Ministerium für Raum

Immer wieder arbeit­et Min­istry of Space auch mit Chören und Musizieren­den zusam­men. Hier: der Chor des Pflege­heims im Stadt­teil Bežani­js­ka Kosa bei einem Auftritt in der Ulič­na galer­i­ja (Straßen­ga­lerie). Die seit 2012 existierende Galerie beset­zt dabei immer wieder für flüchtige Momente einen öffentlichen Durch­gang in der Innen­stadt Bel­grads. Die durchge­führten Veranstaltungen—bisher etwa 150 Einzel- und Grup­pe­nausstel­lun­gen und 80 weit­ere Events—wollen außer­halb der kom­merziellen Gale­rien und Museen ein Forum für einen kri­tis­chen Diskurs zu stadt­poli­tis­chen The­men fördern. © Kamerades

Auch wenn Min­istarst­vo Pros­to­ra ganz offiziell klingt, ein staatlich­es Min­is­teri­um ist es nicht. Hin­ter dem Namen ver­birgt sich eine kleine Gruppe von Aktivistin­nen und Aktivis­ten, die sich der sozialen Gerechtigkeit ver­schrieben haben. So kämpft das Min­is­teri­um für Raum für eine Stadt, die der gesamten Bevölkerung zu Gute kom­men soll, gegen kor­rupte Prak­tiken, die Verun­treu­ung öffentlich­er Gelder und den Macht­miss­brauch poli­tis­ch­er Akteurin­nen und Akteure. So beobacht­en, analysieren und kri­tisieren sie großflächige städtis­che Entwick­lung­spro­jek­te durch transna­tionale Konz­erne und die Pri­vatisierung von Geme­ingütern. Sie hin­ter­fra­gen den Bau von lux­u­riösen Wohnan­la­gen oder Einkauf­szen­tren. Mit ihren Arbeit­en unter­stützt die Gruppe so die bre­ite Protestkul­tur, die zivilge­sellschaftliche Ein­bindung in das stadt­poli­tis­che Geschehen fordert.


Pro­jekt

Min­istarst­vo Prostora


Beteiligte

Iva Čuk­ić, Jovana Tim­o­ti­je­vić, Radomir Lazović, Dobri­ca Veseli­nović , Marko Aksen­ti­je­vić, Min­istarst­vo Prostora


Jahr

Seit 2011


Ort

Bel­grad, Serbien

Protest Ne davi­mo Beograd. © Marko Rupena
Die riesige gelbe Ente wurde zum Sym­bol der Ini­tia­tive »Don’t let Bel­grade D®own«, die die Trans­for­ma­tions- und Ver­drän­gung­sprozesse ent­lang der Bel­grad­er Flusskante öffentlich machte und damit gegen Zwangsräu­mungen von Bestands­baut­en und die Ver­lagerung von wichti­gen Infra­struk­turen für die Errich­tung von exk­lu­siv­en Wohn- und Büro­ge­bäu­den protestierte. © Min­istarst­vo prostora
Don’t Let Bel­grade Drown © Min­istarst­vo prostora
Don’t Let Bel­grade Drown © Min­istarst­vo prostora
© Iva Čukić

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Flusslandschaften in der Stadt

© Lucía de Mosteyrín

Der Film Swim City führt uns vor, wie wertvoll Flüsse für das Wohl der gesamten Stadt­bevölkerung sind. Ob in den Donau-Fluss­bädern in Wien, im Botanis­chen Garten von Tiflis oder den Flüssen in Basel und Zürich—überall sprin­gen Men­schen an war­men und sog­ar kalten Tagen ins Wass­er. Auch in anderen Städten, in denen Flüsse ger­ade erst als Freiräume wieder­ent­deckt wer­den, formieren sich Ini­tia­tiv­en, die das Bewusst­sein für den Wert von Wass­er in der Stadt schär­fen wollen. Dabei geht es um weit mehr als das Baden zu pop­u­lar­isieren. Es sind auch Bewe­gun­gen, die angesichts zunehmender Pri­vatisierun­gen von Flus­sufern für den öffentlichen Zugang zum Wass­er kämpfen. Sie machen deut­lich, dass Flüsse als wichtige Adern in größeren ökol­o­gis­chen Gefü­gen ernst zu nehmen sind.


Pro­jekt

Swim City


Beteiligte

Jürg Egli, Künstler und Filmemach­er; Lucı́a de Mosteyrı́n, Fotografin; Bar­bara Buser, Andreas Ruby und Yuma Shi­no­hara, Co-Kura­tion; Schweiz­erisches Architek­tur­mu­se­um Basel, Auftraggeber


Jahr

2018, Fil­mauf­nah­men


Ort

Basel, Bern, Zürich und Genf, Schweiz

Swim City, 3‑Kanal Instal­la­tion im Video loop (18 min), 2019. © Jürg Egli
© Jürg Egli
© Lucía de Mosteyrín

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