Eine Kleinstadt im Dialog mit der Zivilgesellschaft

Stadt­men­sch soll Men­schen befähi­gen, die Ini­tia­tive zu ergreifen und eigene Pro­jek­tideen umzuset­zen. Dazu wur­den ver­schiedene Instru­mente entwick­elt: Es gibt die Stadt­men­sch-Akademie und ‑Denk­fab­rik, in der Aus­tausch, Beratung und Bil­dungsange­bote zu The­men wie Konzepten­twick­lung, Pro­jek­t­man­age­ment und Öffentlichkeit­sar­beit ange­boten wer­den, um bei der Unternehmensgrün­dung helfen. Der Stadt­men­sch-Fonds unter­stützt Ini­tia­tiv­en. © Jens Paul Taubert

Die kleine Stadt Altenburg in Thürin­gen schrumpft. Seit den 1980er Jahren ist die Bevölkerung um über 40 Prozent zurück­ge­gan­gen. Viele Einzelper­so­n­en und Vere­ini­gun­gen sind deswe­gen schon seit eini­gen Jahren aktiv. Sie wollen der lausi­gen Stim­mung ent­ge­gen­wirken. »Stadt­men­sch« heißt die Koop­er­a­tion von ver­schiede­nen Ini­tia­tiv­en, Fördervere­inen und Kul­turbe­trieben, die—gefördert durch ein Pro­gramm der Nationalen Stadtentwicklungspolitik—daran arbeit­et, existierende Mod­elle für die kopro­duk­tive Stadt entsch­ieden zu erweit­ern. Konkret geht es darum, dass die Zivilge­sellschaft Ver­ant­wor­tung für die öffentlichen Innen- und Außen­räume der Stadt übern­immt. Ideenaufrufe brin­gen Pro­jek­te her­vor, über deren Umset­zung und Förderung die Stadt­bevölkerung in unter­schiedlichen Ver­fahren mitentschei­det. Wichtiges Kri­teri­um: Die Pro­jek­te sollen dem Gemein­wohl dienen.


Pro­jekt

Stadt­men­sch


Beteiligte

Erlebe was geht gGmbH, Träger­schaft; Bun­desmin­is­teri­um des Innern, für Bau und Heimat, Kofinanzierung


Jahr

Seit 2018


Ort

Altenburg, Deutsch­land

Wie am besten Fördergelder verteilen? Die »Stadt­men­schen« ver­suchen es mit ganz ver­schiede­nen Meth­o­d­en. So wer­den mal Dartpfeile auf einen Stadt­plan gewor­fen, mal förderungswürdi­ge Pro­jek­te durch mehrstu­fige Ver­fahren aus­gewählt. © Stadtmensch
Ver­schiedene Aktio­nen im öffentlichen Raum sollen weit­ere Men­schen anre­gen sich einzubrin­gen und beleben zuvor eher unbe­nutzte Orte in der Stadt. Hier: das Pub­likum ein­er Hör­spiel-Instal­la­tion im Rah­men des zweit­en Mit­Mach­Mark­tes. Neben dem Mit­Mach­Markt gibt es das Stadt­men­sch-Fes­ti­val, ein Basar auf dem his­torischen Mark­t­platz Altenburgs, wo sich die zahlre­ichen Ini­tia­tiv­en aus Kun­st und Poli­tik, Sport und Umwelt, Sozialem und Kul­tur tre­f­fen und aus­tauschen kön­nen. © Anja Fehre

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Ein Modellprojekt für die Integration von Geflüchteten

Der Fotograf und Autor Nico­la Zolin doku­men­tierte den Auf­stieg und Fall der Stadt Riace und dessen ehe­ma­li­gen Bürg­er­meis­ter, der Flüchtlinge mit offe­nen Armen auf­nah­men und dabei eine beson­dere Art von Utopie errichtete. Die fol­gende Bilder entstam­men aus Zolins 2018 ent­stande­nen Foto­strecke »The World is a Small Town«. Die Mari­na von Riace an der Südostküste Ital­iens, wo 1998 ein Boot mit mehreren Hun­dert Kur­den stran­det. © Nico­la Zolin

Der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co »Mim­mo« Lucano der südi­tal­ienis­chen Gemeinde Riace war Mit­be­grün­der des Vere­ins Cit­tà Futura—Stadt der Zukun­ft. In Zusam­me­nar­beit mit Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen nahm er Geflüchtete aus Afghanistan, dem Irak, Eritrea, Palästi­na und dem Libanon im Ort auf. Staatliche Sub­ven­tio­nen wur­den in die Infra­struk­tur des Ortes investiert, der—so sagen das heute viele—ohne die neuen Bewohnen­den wohl aus­gestor­ben wäre. Gemein­sam mit den Ansäs­si­gen wur­den ver­lassene Häuser wieder instand geset­zt. Auch wur­den die Neuankömm­linge in lokale Traditionen—das Her­stellen von Glas, Keramik und Stickereien—eingeführt. Doch von Anfang an gab es Wider­stand gegen das als eigen­willig ange­se­hene Vorge­hen, der das Pro­jekt schließlich vor weni­gen Jahren zum Scheit­ern brachte. Lucano wurde Amtsmiss­brauch vorge­wor­fen. Er musste Riace ver­lassen. Mit­tler­weile ist er zurück und schmiedet neue Pläne.


Pro­jekt

Riace Cit­tà Futu­ra / Asso­ci­azione Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi


Beteiligte

Domeni­co Lucano, ehe­ma­liger Bürg­er­meis­ter von Riace; Bewohnende von Riace und Geflüchtete; SPRAR—Service of Pro­tec­tion for Refugees and Asy­lum Seek­ers, KoW­inanzierung; Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi, Vere­in; Nico­la Zolin, Fotograf


Jahr

Seit 1999


Ort

Riace, Ital­ien

Ein Blick auf Riace Sopra, ein Ort, aus dem jahrzehn­te­lang Men­schen wegge­zo­gen waren, um im Nor­den des Lan­des oder Nordeu­ropa Arbeit zu find­en. Das Schick­sal des Dor­fes ändert sich mit den Geflüchteten, die der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co Lucano in den leeren Häusern des Dor­fes unter­brin­gen lässt. Mit Ansäs­si­gen zusam­men wer­den Ini­tia­tiv­en etabliert, so dass diejeni­gen, die bleiben wollen, sich nieder­lassen kön­nen. © Nico­la Zolin
Der ehe­ma­lige Lehrer Domeni­co Lucano wurde 2004 Bürg­er­meis­ter von Riace und etabliert eine Willkom­men­skul­tur — ein gefeiertes Inte­gra­tions- und Entwick­lung­spro­jekt. Zusam­men mit Ein­wohner­in­nen und Ein­wohn­ern grün­dete er die Koop­er­a­tive »Cit­tà Futura«—Stadt der Zukun­ft, um sich gegen die wirtschaftliche Aus­beu­tung sowie die soziale Aus­gren­zung von Geflüchteten zu posi­tion­ieren und gle­ichzeit­ig mehr Touris­ten in die Region zu holen. © Nico­la Zolin
Es heißt, dass über die Jahre hin­weg mehr als 6.000 Geflüchtete aus rund 20 Natio­nen durch Riace gekom­men sind. Nur wenige sind geblieben, viele woll­ten oder mussten weit­erziehen. Das Schild, das während der Amt­szeit von Domeni­co Lucano am Ort­sein­gang stand, ist Aus­druck dieser Vielfalt. © Nico­la Zolin
6.000 Men­schen protestieren gegen die Ver­haf­tung von Domeni­co Lucano. © Nico­la Zolin

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