Ein Refugee-Hotel im Herzen Athens

We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Samir

Das City Plaza Hotel im Athen­er Stadt­teil Vic­to­ria stand lange leer. Im April 2016 beset­zte eine Ini­tia­tive das ehe­ma­lige Hotel gemein­sam mit ges­tran­de­ten Flüch­t­en­den aus dem Irak, Afghanistan, Syrien und vie­len anderen Orten. Sie ver­wan­del­ten das Gebäude mit seinen 126 Zim­mern in ein Wohn­haus und ver­wal­teten es selb­st. In dem Pro­jekt wurde gezeigt, wie ökonomis­che und poli­tis­che Sol­i­dar­ität mit Flüch­t­en­den prak­tiziert wer­den kann. Damit war es auch ein Zen­trum für den Kampf gegen Ras­sis­mus, Gren­zen, repres­sive Migra­tionspoli­tiken und soziale Exk­lu­sion. Nach 36 Monat­en kam das Exper­i­ment 2019 zum Ende. Trotz der Kürze der Pro­jek­t­dauer, ste­hen das Gebäude im Zen­trum Athens und die Aktiv­itäten, die sich dort ent­fal­tet hat­ten, maßge­blich für The­men, die für uns alle—und nicht nur in Krisen—von Bedeu­tung sind.


Pro­jekt

City Plaza Hotel


Beteiligte

Solidaritätsinitiative für Wirtschafts- und Poli­tis­che Flüchtlinge, Organ­i­sa­tion; Claude Somot, Fotograf und Kura­tor von We Are City Plaza; Xiao­fu Wang, Fotografin und Kura­torin von We Are City Plaza


Jahr

2016—2019


Ort

Athen, Griechen­land

We are City Plaza ist ein Pro­jekt des Franzö­sis­chen Fotografen Claude Somot und der Chi­ne­sis­chen Fotografin Xiao­fu Wang. Für die Dauer von zwei Wochen liehen sie Fotokam­eras an 18 Bewohn­er und Bewohner­in­nen des beset­zten Hotels im Alter zwis­chen 8 und 38 Jahren aus. Diese nah­men Bilder aus ihrem täglichen Leben auf, die hier auss­chnit­thaft gezeigt wer­den. We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Ali
We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Hassan
Das City Plaza Hotel in Athen war zwis­chen 2016 und 2019 von Aktivistin­nen und Aktivis­ten beset­zt wor­den, um Men­schen auf der Flucht eine sichere und würde­volle Unterkun­ft zu geben. Das selb­stver­wal­tete Pro­jekt wurde auss­chließlich aus pri­vat­en Mit­teln finanziert und sol­i­darisch getra­gen. Es etablierte sich inner­halb kürzester Zeit als Zen­trum des Kampfes gegen soziale Aus­gren­zung und Ras­sis­mus. We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Abbas

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Eine Modellstadt aus Erinnerungen und Träumen

Die Stadt­land­schaft der Welt­stadt entwick­elt sich aus etwa 150 Häusern, die von Geflüchteten zusam­men mit dem Berlin­er Vere­in Schle­sis­che 27 und anderen Organ­i­sa­tio­nen gebaut wur­den. © Aris Kress

Dass die hier ver­sam­melten Häuser zusam­mengewür­felt wirken, kommt daher, dass es die einzel­nen Gebäude, so wie sie da ste­hen, zum Teil gar nicht als gebaute Struk­turen gibt. Sie sind Abbil­dun­gen von Erin­nerun­gen, die sich mit Visio­nen von ein­er zukün­fti­gen Bleibe mis­chen. Gebaut von Geflüchteten aus dem Iran, Syrien, Marokko und Pak­istan, ent­stand die Welt­stadt, wie das Pro­jekt heißt, zusam­men mit dem Berlin­er Vere­in Schlesische27 und anderen Organ­i­sa­tio­nen. Diese Glob­al City der anderen Art ist Speku­la­tion und Traum: über eine Zukun­ft ohne Gren­zen, über Stadt als dial­o­gis­ch­er Prozess und Viel­stim­migkeit, von der wir heute noch immer zu wenig haben.


Pro­jekt

Welt­stadt


Beteiligte

S27—Kunst und Bil­dung, Ini­tia­tive; Anton Schüne­mann, Bar­bara Mey­er, Lin­da Weich­lein, Matze Görig, Konzept und Kün­st­lerische Pro­jek­tleitung, Lin­da Weich­lein, Organ­isatorische Pro­jek­tleitung, Jana Barthel, Car­los de Abreu, Matthias Falken­berg, Jens Ger­lich, Wasim Ghiri­ou, Abuzer Güler, Renaud Hélé­na, Chris­t­ian Diaz Ore­jare­na, Nidal Jalouk, Folke Köb­ber­ling, Bern­hard Kremser, Ben­jamin Men­zel, Valentin Peitz, Thorsten Schlop­snies / Todosch, Fed­er­i­ca Teti, Kun­sta­syl e.V. mit Bar­bara Caveng, Rudi Keil­er Gómez de Mel­lo, Char­lotte Kent Danoy, Bern­hard Kremser, Aymen Mon­tass­er, Dachil Sado, David Tsch­ier­sch, Patryk Witt


Jahr

2016—2020


Ort

Berlin, Deutsch­land

Kinder, Jugendliche und Erwach­sene bauen Mod­elle von Häusern, die bekan­nte und erlebte, aber auch zukün­ftige und erträumte Orte darstellen. © Fred Moseley
Lamin Man­neh, Gam­bia. © Fred Moseley
Abdel Kad­er Hami, Syrien. © Matze Görig
S27—art and edu­ca­tion © Fred Moseley

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Ein Modellprojekt für die Integration von Geflüchteten

Der Fotograf und Autor Nico­la Zolin doku­men­tierte den Auf­stieg und Fall der Stadt Riace und dessen ehe­ma­li­gen Bürg­er­meis­ter, der Flüchtlinge mit offe­nen Armen auf­nah­men und dabei eine beson­dere Art von Utopie errichtete. Die fol­gende Bilder entstam­men aus Zolins 2018 ent­stande­nen Foto­strecke »The World is a Small Town«. Die Mari­na von Riace an der Südostküste Ital­iens, wo 1998 ein Boot mit mehreren Hun­dert Kur­den stran­det. © Nico­la Zolin

Der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co »Mim­mo« Lucano der südi­tal­ienis­chen Gemeinde Riace war Mit­be­grün­der des Vere­ins Cit­tà Futura—Stadt der Zukun­ft. In Zusam­me­nar­beit mit Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen nahm er Geflüchtete aus Afghanistan, dem Irak, Eritrea, Palästi­na und dem Libanon im Ort auf. Staatliche Sub­ven­tio­nen wur­den in die Infra­struk­tur des Ortes investiert, der—so sagen das heute viele—ohne die neuen Bewohnen­den wohl aus­gestor­ben wäre. Gemein­sam mit den Ansäs­si­gen wur­den ver­lassene Häuser wieder instand geset­zt. Auch wur­den die Neuankömm­linge in lokale Traditionen—das Her­stellen von Glas, Keramik und Stickereien—eingeführt. Doch von Anfang an gab es Wider­stand gegen das als eigen­willig ange­se­hene Vorge­hen, der das Pro­jekt schließlich vor weni­gen Jahren zum Scheit­ern brachte. Lucano wurde Amtsmiss­brauch vorge­wor­fen. Er musste Riace ver­lassen. Mit­tler­weile ist er zurück und schmiedet neue Pläne.


Pro­jekt

Riace Cit­tà Futu­ra / Asso­ci­azione Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi


Beteiligte

Domeni­co Lucano, ehe­ma­liger Bürg­er­meis­ter von Riace; Bewohnende von Riace und Geflüchtete; SPRAR—Service of Pro­tec­tion for Refugees and Asy­lum Seek­ers, KoW­inanzierung; Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi, Vere­in; Nico­la Zolin, Fotograf


Jahr

Seit 1999


Ort

Riace, Ital­ien

Ein Blick auf Riace Sopra, ein Ort, aus dem jahrzehn­te­lang Men­schen wegge­zo­gen waren, um im Nor­den des Lan­des oder Nordeu­ropa Arbeit zu find­en. Das Schick­sal des Dor­fes ändert sich mit den Geflüchteten, die der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co Lucano in den leeren Häusern des Dor­fes unter­brin­gen lässt. Mit Ansäs­si­gen zusam­men wer­den Ini­tia­tiv­en etabliert, so dass diejeni­gen, die bleiben wollen, sich nieder­lassen kön­nen. © Nico­la Zolin
Der ehe­ma­lige Lehrer Domeni­co Lucano wurde 2004 Bürg­er­meis­ter von Riace und etabliert eine Willkom­men­skul­tur — ein gefeiertes Inte­gra­tions- und Entwick­lung­spro­jekt. Zusam­men mit Ein­wohner­in­nen und Ein­wohn­ern grün­dete er die Koop­er­a­tive »Cit­tà Futura«—Stadt der Zukun­ft, um sich gegen die wirtschaftliche Aus­beu­tung sowie die soziale Aus­gren­zung von Geflüchteten zu posi­tion­ieren und gle­ichzeit­ig mehr Touris­ten in die Region zu holen. © Nico­la Zolin
Es heißt, dass über die Jahre hin­weg mehr als 6.000 Geflüchtete aus rund 20 Natio­nen durch Riace gekom­men sind. Nur wenige sind geblieben, viele woll­ten oder mussten weit­erziehen. Das Schild, das während der Amt­szeit von Domeni­co Lucano am Ort­sein­gang stand, ist Aus­druck dieser Vielfalt. © Nico­la Zolin
6.000 Men­schen protestieren gegen die Ver­haf­tung von Domeni­co Lucano. © Nico­la Zolin

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