Das City Plaza Hotel im Athener Stadtteil Victoria stand lange leer. Im April 2016 besetzte eine Initiative das ehemalige Hotel gemeinsam mit gestrandeten Flüchtenden aus dem Irak, Afghanistan, Syrien und vielen anderen Orten. Sie verwandelten das Gebäude mit seinen 126 Zimmern in ein Wohnhaus und verwalteten es selbst. In dem Projekt wurde gezeigt, wie ökonomische und politische Solidarität mit Flüchtenden praktiziert werden kann. Damit war es auch ein Zentrum für den Kampf gegen Rassismus, Grenzen, repressive Migrationspolitiken und soziale Exklusion. Nach 36 Monaten kam das Experiment 2019 zum Ende. Trotz der Kürze der Projektdauer, stehen das Gebäude im Zentrum Athens und die Aktivitäten, die sich dort entfaltet hatten, maßgeblich für Themen, die für uns alle—und nicht nur in Krisen—von Bedeutung sind.
Ein Refugee-Hotel im Herzen Athens
Eine Modellstadt aus Erinnerungen und Träumen
Dass die hier versammelten Häuser zusammengewürfelt wirken, kommt daher, dass es die einzelnen Gebäude, so wie sie da stehen, zum Teil gar nicht als gebaute Strukturen gibt. Sie sind Abbildungen von Erinnerungen, die sich mit Visionen von einer zukünftigen Bleibe mischen. Gebaut von Geflüchteten aus dem Iran, Syrien, Marokko und Pakistan, entstand die Weltstadt, wie das Projekt heißt, zusammen mit dem Berliner Verein Schlesische27 und anderen Organisationen. Diese Global City der anderen Art ist Spekulation und Traum: über eine Zukunft ohne Grenzen, über Stadt als dialogischer Prozess und Vielstimmigkeit, von der wir heute noch immer zu wenig haben.
Ein Modellprojekt für die Integration von Geflüchteten
Der ehemalige Bürgermeister Domenico »Mimmo« Lucano der süditalienischen Gemeinde Riace war Mitbegründer des Vereins Città Futura—Stadt der Zukunft. In Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen nahm er Geflüchtete aus Afghanistan, dem Irak, Eritrea, Palästina und dem Libanon im Ort auf. Staatliche Subventionen wurden in die Infrastruktur des Ortes investiert, der—so sagen das heute viele—ohne die neuen Bewohnenden wohl ausgestorben wäre. Gemeinsam mit den Ansässigen wurden verlassene Häuser wieder instand gesetzt. Auch wurden die Neuankömmlinge in lokale Traditionen—das Herstellen von Glas, Keramik und Stickereien—eingeführt. Doch von Anfang an gab es Widerstand gegen das als eigenwillig angesehene Vorgehen, der das Projekt schließlich vor wenigen Jahren zum Scheitern brachte. Lucano wurde Amtsmissbrauch vorgeworfen. Er musste Riace verlassen. Mittlerweile ist er zurück und schmiedet neue Pläne.