Dem Recht auf Stadt Gehör verschaffen

© Stel­la Flatten

Der Chor der Sta­tis­tik wurde 2019 gemein­sam von der Musik­erin Bernadette La Hengst und dem exper­i­mentellen Architek­turkollek­tiv raum­labor­ber­lin gegrün­det. Über einen öffentlichen Aufruf fan­den sich Men­schen zusam­men, die sin­gend die Her­aus­forderun­gen von Stad­ten­twick­lung­sprozessen the­ma­tisieren wollen. Konkreter Anlass für die Etablierung dieses Chores war das Mod­el­lver­fahren um das Haus der Sta­tis­tik in Berlin. Die gemein­sam entwick­el­ten Lieder stellen Fra­gen und the­ma­tisieren Äng­ste. Sie for­mulieren aber auch Forderun­gen. So singt der Chor über Ver­drän­gung und vom Recht auf Stadt, er benen­nt Prob­leme wie Miet­preis­steigerun­gen und die Pri­vatisierun­gen von Raum. Das gemein­same Sin­gen und öffentliche Auftreten sind dabei Protest und Demon­stra­tion zugle­ich. »Für eine bessere Zukun­ft!« sagt die Chor­lei­t­erin, den Tak­t­stock hebend.


Pro­jekt

Chor der Statistik


Beteiligte

Andrea Hof­mann, Frauke Ger­sten­berg, Markus Bad­er, raum­labor­ber­lin; Bernadette La Hengst, Sän­gerin und Chor­lei­t­erin; Chormitglieder


Jahr

Seit 2019


Ort

Berlin, Deutsch­land

Fast zehn Jahre stand das Haus der Sta­tis­tik am Berlin­er Alexan­der­platz leer, bis eine Gruppe von Kun­st- und Kul­turschaf­fend­en auf großen Ban­nern behauptete, dass die Stadt an dieser Stelle preis­gün­stige Ate­liers erricht­en wolle. Was als Stre­ich startete, wurde in den let­zten Jahren zu einem kom­plex­en städte­baulichen Pro­jekt, das sich der gemein­wohlo­ri­en­tierten Entwick­lung des Are­als ver­schrieben hat. © Felix Marlow
Im Rah­men der Pio­nier­nutzun­gen am Haus der Sta­tis­tik wurde 2019 der Chor der Sta­tis­tik ins Leben gerufen—ein von raum­labor­ber­lin und der Kun­stschaf­fend­en und Sän­gerin Bernadette La Hengst ini­ti­iertes Pro­jekt. In den Liedern des Chors—hier ein öffentlich­er Auftritt während der Berlin Art Week im Sep­tem­ber 2019—werden die Span­nungs­felder von städtis­chen Entwick­lun­gen the­ma­tisiert: Woh­nungsnot und All­t­agsras­sis­mus genau­so wie sol­i­darische Prak­tiken für ein Recht auf Stadt für alle. © Vic­to­ria Tomaschko
Nor­male Mega­phone scheinen schon lange nicht mehr auszure­ichen, um sich Gehör zu ver­schaf­fen. So ste­ht hier das Mega-Mega­fon als vielle­icht notwendi­ge Über­steigerung für die unge­hörten Bedarfe und Bedürfnisse ein­er bre­it­en Zivilge­sellschaft. © raumlaborberlin

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Ein Refugee-Hotel im Herzen Athens

We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Samir

Das City Plaza Hotel im Athen­er Stadt­teil Vic­to­ria stand lange leer. Im April 2016 beset­zte eine Ini­tia­tive das ehe­ma­lige Hotel gemein­sam mit ges­tran­de­ten Flüch­t­en­den aus dem Irak, Afghanistan, Syrien und vie­len anderen Orten. Sie ver­wan­del­ten das Gebäude mit seinen 126 Zim­mern in ein Wohn­haus und ver­wal­teten es selb­st. In dem Pro­jekt wurde gezeigt, wie ökonomis­che und poli­tis­che Sol­i­dar­ität mit Flüch­t­en­den prak­tiziert wer­den kann. Damit war es auch ein Zen­trum für den Kampf gegen Ras­sis­mus, Gren­zen, repres­sive Migra­tionspoli­tiken und soziale Exk­lu­sion. Nach 36 Monat­en kam das Exper­i­ment 2019 zum Ende. Trotz der Kürze der Pro­jek­t­dauer, ste­hen das Gebäude im Zen­trum Athens und die Aktiv­itäten, die sich dort ent­fal­tet hat­ten, maßge­blich für The­men, die für uns alle—und nicht nur in Krisen—von Bedeu­tung sind.


Pro­jekt

City Plaza Hotel


Beteiligte

Solidaritätsinitiative für Wirtschafts- und Poli­tis­che Flüchtlinge, Organ­i­sa­tion; Claude Somot, Fotograf und Kura­tor von We Are City Plaza; Xiao­fu Wang, Fotografin und Kura­torin von We Are City Plaza


Jahr

2016—2019


Ort

Athen, Griechen­land

We are City Plaza ist ein Pro­jekt des Franzö­sis­chen Fotografen Claude Somot und der Chi­ne­sis­chen Fotografin Xiao­fu Wang. Für die Dauer von zwei Wochen liehen sie Fotokam­eras an 18 Bewohn­er und Bewohner­in­nen des beset­zten Hotels im Alter zwis­chen 8 und 38 Jahren aus. Diese nah­men Bilder aus ihrem täglichen Leben auf, die hier auss­chnit­thaft gezeigt wer­den. We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Ali
We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Hassan
Das City Plaza Hotel in Athen war zwis­chen 2016 und 2019 von Aktivistin­nen und Aktivis­ten beset­zt wor­den, um Men­schen auf der Flucht eine sichere und würde­volle Unterkun­ft zu geben. Das selb­stver­wal­tete Pro­jekt wurde auss­chließlich aus pri­vat­en Mit­teln finanziert und sol­i­darisch getra­gen. Es etablierte sich inner­halb kürzester Zeit als Zen­trum des Kampfes gegen soziale Aus­gren­zung und Ras­sis­mus. We Are City Plaza, Claude Somot & Xiao­fu Wang © Abbas

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Technische Hilfe für eine informelle Siedlung

Die Arbeit mit der Nach­barschaft von Ter­ras da Cos­ta ist für ate­lier­mob kein Einzelfall. Schon lange beschäftigt sich das Büro mit ähn­lichen Quartieren, set­zt sich für bess­er aus­ges­tat­tete, legale Woh­nun­gen für Men­schen in informellen Sied­lun­gen ein und leis­tet tech­nis­che Hil­fe. Dabei sehen die Architek­tin­nen und Architek­ten diese Auseinan­der­set­zung als Erweiterung des Beruf­s­stands der Architek­tur, der sich so oft nur um for­male und ästhetis­che Dinge kümmert—aber soziale und ökonomis­che Beziehun­gen vol­lends ignori­ert. © Fer­nan­do Guerra

Südlich von Liss­abon, im Hin­ter­land von Hotels und Apart­men­tkom­plex­en, befind­et sich das nicht legal­isierte Quarti­er Ter­ras da Cos­ta. Im Jahr 2012 entste­ht in der Nach­barschaft die Idee, eine Gemein­schaft­sküche einzuricht­en. Der Vorschlag ist mit der Hoff­nung ver­bun­den, dass die Behör­den dadurch der Ein­rich­tung ein­er Wasser­leitung zus­tim­men und damit die Legal­isierung der Sied­lung begin­nen kann. Das Architek­tur­büro ate­lier­mob und viele andere Grup­pen, Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en helfen auf ver­schieden­ste Art. Manche brin­gen ihre Arbeit direkt ein, andere posi­tion­ieren sich sol­i­darisch, und Stiftun­gen unter­stützen das Pro­jekt finanziell. Nach etwa zwei Jahren fließt endlich Wass­er nach Ter­ras da Cos­ta. Doch viele andere Aspek­te sind weit­er­hin ungeklärt—können oder wollen poli­tisch nicht beant­wortet wer­den, so dass Sied­lun­gen in ähn­lichen Sit­u­a­tio­nen auch weit­er­hin für ihr Recht auf Stadt kämpfen müssen.


Pro­jekt

Coz­in­ha Comunitária das Ter­ras da Cos­ta, Gemein­schaft­sküche Ter­ras da Costa


Beteiligte

Ate­lier­mob und Colec­ti­vo Ware­house, Architek­turschaf­fende; Bewohnende von Ter­ras da Cos­ta, con­struct­Lab, Unterstützung


Jahr

2014


Ort

Ter­ras da Cos­ta, Liss­abon, Portugal

Die informelle Sied­lung Ter­ras da Cos­ta südlich von Liss­abon. © Fer­nan­do Guerra
Die Legal­isierung der Sied­lung stand zu keinem Zeit­punkt zur Debat­te. Stattdessen erwirkt die Zusam­me­nar­beit der Nach­barschaft mit dem Architek­tur­büro die Pri­or­isierung eines Wasser­an­schlusses, der poli­tisch durch­set­zbar ist. © Fer­nan­do Guerra
Die Wasserver­sorgung läuft über die Küche und bedi­ent Hygiene- und San­itär­funk­tio­nen. © Fer­nan­do Guerra
© Fer­nan­do Guerra

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Zur Finanzierung der kooperativen Stadt

»Bau­denkmal Rotaprint. There is no prof­it to be made here«—so ein Ban­ner der ExRo­taprint Ini­tia­tive aus dem Jahr 2007. Der Anlass: ein schon seit Jahren andauern­der Kampf der gemein­nützi­gen GmbH ExRo­taprint um die Nutzungsrechte von Gelände und Gebäu­den, immer wieder gebroch­enen Ver­sprechen und dubiosen Ver­hand­lun­gen zwis­chen dem Besitzer des Grundstücks—dem Liegen­schafts­fond Berlin—und inter­na­tionalen Real Estate Unternehmen trotz schon ver­sproch­en­er und fast abgeschlossen­er Über­gabe. Nach lan­gen Ver­hand­lun­gen und mas­siv­er Gegen­wehr kommt der Sieg für die gGmbH. Mit Hil­fe der Stiftung trias und der Stiftung Edith Mary­on wird das Gelände im Spät­som­mer 2007 gekauft, und ein 99-jähriger Erb­bau­rechtsver­trag mit der ExRo­taprint gGmbH unterze­ich­net. Damit ist die gGmbH Besitzerin der Gebäude und allein­ver­ant­wortlich für die Pro­jek­ten­twick­lung. Die mögliche Speku­la­tion­sspi­rale ist unter­brochen. Die gesamte Anlage wird seit­dem nach gemein­nützi­gen Prinzip­i­en ver­wal­tet und geführt mit dem Ziel, het­ero­gene Nutzun­gen und erschwingliche Mieten langfristig zu sich­ern. Als »soziale Plas­tik« wird das Pro­jekt beschrieben, das gle­ichzeit­ig in der Nach­barschaft fest ver­ankert und aktiv im stadt­the­o­retis­chen Diskurs unter­wegs ist, um die Basis ihres Wirkens kon­tinuier­lich zu erweit­ern. © Mar­tin Eberle

Das Buch und Aktions­forschung­spro­jekt Fund­ing the Coop­er­a­tive City. Com­mu­ni­ty Finance and the Econ­o­my of Civic Spaces beschreibt vielzäh­lige Fall­stu­di­en von Pro­jek­ten aus ganz Europa, die erk­lären, wie lokale gemein­wohlo­ri­en­tierte Finanzierun­gen aufgestellt wer­den kön­nen. Gezeigt und besprochen wer­den unter­schiedlich­ste Grup­pen, die sich neue Mod­elle über­legt haben, um nicht-kom­merzielle Räume für ihre Nach­barschaften zu entwick­eln und zu betreiben. Ein­fach ist das alles nicht, wie viele Inter­views und Gespräch­sno­ti­zen zeigen. Doch möglich ist es schon: durch das Bilden von sol­i­darischen Net­zw­erken, mit nach­barschaftlichem Ein­satz, Exper­i­men­tier­freude sowie admin­is­tra­tiv­er und häu­fig auch finanzieller Unter­stützung durch die jew­eili­gen Kommunen.


Pro­jekt

Open Her­itage


Beteiligte

Lev­ente Polyák, Daniela Pat­ti, Gründung, Eutropi­an GmbH; Yil­maz Vuru­cu, Baha­nur Nasya, Xsen­trikarts, Eutropi­an; Andrea Giu­liano, Jorge Mos­quera, Sophie Bod, Ste­fano Pat­ti, Eleono­ra Rugiero, Julia Baudi­er, Flavio Iacoan­geli, Eutropi­an Team


Jahr

Seit 2018


Orte

Ver­schiedene

Färgfab­riken ist ein Ausstel­lung­sort für Kun­st, Architek­tur und Stadt­pla­nung in Stock­holm, der seit 1995 existiert und Ergeb­nis der Zusam­me­nar­beit zwis­chen dem Ver­band schwedis­ch­er Architek­turschaf­fend­er (Sven­s­ka Arkitek­ters Riks­för­bund), Alcro-Beck­ers, ColArt und ein­er Gruppe von Kun­stschaf­fend­en und freien Architek­tin­nen und Architek­ten ist. © Yil­maz Vuru­cu, xsentrikarts
Casci­na Roc­cafran­ca, Turin. Der ehe­ma­li­gen Bauern­hof wurde mit Hil­fe von europäis­chen Geldern gekauft und in ein mul­ti­funk­tionales Gemein­dezen­trum umgewid­met, das sowohl von öffentlichen wie auch zivilge­sellschaftlichen Akteurin­nen und Akteuren geleit­et wird. Das Beson­dere dieser Insti­tu­tion ist die dadurch ent­standene enge Zusam­me­nar­beit zwis­chen der Kom­mune Turin und Mit­gliedern der in der Casci­na vertrete­nen gemein­nützi­gen Ver­bände und Grup­pen. © Casci­na Roccafranca
Stará Tržni­ca, Bratisla­va. Jahre­lang hat­te die Alte Mark­thalle im Zen­trum Bratislavas leer ges­tanden. Das änderte sich im Jahr 2013, als eine gemein­nützige zivilge­sellschaftliche Vere­ini­gung das Gebäude von der Kom­mune über­nahm. Gemein­sam mit exter­nen Exper­tin­nen und Experten wurde ein mul­ti-funk­tionales Pro­gramm für die Halle entwick­elt. Heute find­en hier neben einem Wochen­markt auch kul­turelle Ver­anstal­tun­gen, Konz­erte und andere Events statt, wobei die Gewinne nicht in die Taschen der Betreiben­den fließen, son­dern in die Sanierung und den Erhalt des Gebäudes. © Boris Nemeth
ExRo­taprint © Eutropian

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Begegnungen provozieren

Die Robert Walser-Sculp­ture will Robert Walser neu denken und Begeg­nun­gen provozieren. Sie will, so Hirschhorn, Ereig­nis sein und eine neue Form von Kun­st im öffentlichen Raum prä­gen. Dabei ist die hirschorn­sche Land­schaft aus Palet­ten, Sper­rholz­plat­ten und Kle­be­band kein Objekt, das irgend­wo ein­fach nur herum­ste­ht und immer gle­ich auss­chaut. Es will immer und für alle zugänglich sein und entste­ht eigentlich erst durch die Inter­ak­tion mit dem Raum, durch die Aktiv­itäten, die darin stat­tfind­en, und die Men­schen, die sich diese Räume aneignen. Thomas Hirschhorn, Robert Walser-Sculp­ture, Place de la Gare, Biel, Schweiz, 2019. Mit fre­undlich­er Genehmi­gung des Kün­stlers und ESS/SPA Swiss Sculp­ture Exhi­bi­tion. © Enrique Muñoz García

Die Arbeit­en von Thomas Hirschhorn the­ma­tisieren die Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit. Sie han­deln von Kli­man­ot­stand und Gerechtigkeit, von Kon­sumexzess und Ent­frem­dung. Viele der geopoli­tis­chen Diskus­sio­nen, die der Kün­stler anschnei­det und die wir son­st gut auf Dis­tanz hal­ten kön­nen, brechen in seinen Arbeit­en über und auf uns ein. Wir wer­den Teil des hirschhorn­schen Kos­mos, der so klar sagt, wie wichtig es ist, Posi­tion zu beziehen. Die aus­gestellte Col­lage wirkt  auf den ersten Blick selt­sam nüchtern, fast ent­fremdet. Werte und Hal­tun­gen, nicht Lösun­gen, ste­hen im Zen­trum. Ein­fache Antworten auf die man­nig­fachen Fra­gen suchen wir verge­blich. Vielmehr geht es um das Knüpfen von sozialen Beziehun­gen, das gemein­same Han­deln, das Erfind­en von Prak­tiken, die Räume pro­duzieren oder verändern.


Kün­stler

Thomas Hirschhorn


Pro­jekt

Schema Art and Pub­lic Space


Jahr

2020


Pro­jekt

Robert-Walser-Sculp­ture


Auf­tragge­ber

Fon­da­tion Expo­si­tion Suisse de Sculp­ture-ESS/S­tiftung Schweiz­erische Plas­tikausstel­lung SPA


Jahr

2019


Ort

Biel, Schweiz


Pro­jekt

Too too-much much


Auf­tragge­ber

Muse­um Dhondt-Dhaenens


Jahr

2010


Ort

Deurle, Bel­gien

»I love Robert Walser« sagt Hirschhorn über den in Biel in der Schweiz gebore­nen Schrift­steller. Walser habe immer »das Kleine, das Unbeachtete, das Schwache, das Unwichtige, das Unern­ste beschrieben, [habe es] ernst genom­men und sich dafür inter­essiert.« In diesem Sinne ent­stand die Robert-Walser-Sculp­ture, eine 2019 den kom­plet­ten Bahn­hofsvor­platz von Biel fül­lende gebaute Land­schaft, als Erin­nerung und Hom­mage an sowie Begeg­nungsstätte mit diesem Mann und seinem Werk. Geplant und umge­set­zt als öffentlich­er, für alle frei zugänglich­er Erleb­nisort, an dem es—über 86 Tage hinweg—Lesungen, Ausstel­lun­gen, ein Lit­er­a­turin­sti­tut, ein Walser-Zen­trum mit Arbeits­bib­lio­thek, eine Tageszeitung und eine Bar, Esperan­to Kurse und The­ater, Kinder­pro­gramm, Gespräche, Filme, Doku­men­ta­tio­nen, Wan­derun­gen und tägliche Vernissagen gab. Thomas Hirschhorn, Robert Walser-Sculp­ture, 2019, Place de la Gare, Biel/Bienne, Switzer­land. Cour­tesy the artist and ESS/SPA Swiss Sculp­ture Exhi­bi­tion. © Enrique Muñoz García
»Man muss einen Plan haben«, find­et der Schweiz­er Kün­stler Thomas Hirschhorn und kartiert deswe­gen seine Arbeit und sein Denken in detail­re­ichen Text-Bild-Col­la­gen. Thomas Hirschhorn, Schema Art and Pub­lic Space, 150cm×80cm, 2016. Mit fre­undlich­er Genehmi­gung des Kün­stlers und Gal­le­ria Alfon­so Arti­a­co, Napoli
Thomas Hirschhorn, Robert Walser-Sculp­ture, 2019, Place de la Gare, Biel/Bienne, Switzer­land. Cour­tesy the artist and ESS/SPA Swiss Sculp­ture Exhi­bi­tion. © Enrique Muñoz García

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Das ist unser Haus!

Wohnen darf, genau wie Grund und Boden, keine Ware sein—so lautet das Ziel des Miet­shäuser Syn­dikats ganz knapp zusam­menge­fasst. Seit sein­er offiziellen Grün­dung 1993 in Freiburg wer­den selb­stor­gan­isierte Haus­pro­jek­te entwick­elt und gefördert. Die Beson­der­heit des Syn­dikats ist, dass Grund­stücke und Gebäude dauer­haft dekom­mod­i­fiziert wer­den. Das heißt: Das Syn­dikat kauft zusam­men mit den Mietenden eines Haus­es das Objekt samt Grund und Boden, und löst damit tra­di­tionelle Eigen­tums- oder andere Abhängigkeitsver­hält­nisse auf. Es entzieht Gebäude und das Stück Land, auf dem sie ste­hen, dem Immo­bilien­markt und posi­tion­iert sich expliz­it gegen Speku­la­tion und Prof­it. Etwa 160 Pro­jek­te in Deutsch­land, den Nieder­lan­den und Öster­re­ich befind­en sich mit­tler­weile unter dem Schirm des Syn­dikats, die langfristig leist­bare Wohn‑, Arbeits- und Leben­sräume Wirk­lichkeit wer­den lassen.


Pro­jekt

Miet­shäuser Syndikat


Beteiligte

Miet­shäuser Syn­dikat Vere­in, Einzelper­so­n­en, Hausvere­ine, Grup­pen, Miet­shäuser Syn­dikat GmbH


Jahr

Seit 1992


Ort

Deutsch­land

© Ste­fan Marx

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Ein Zeichen für Europa

EUROPA an der König Galerie in der ehe­ma­li­gen St. Agnes Kirche in Berlin (2016). © Rubén Dario Kleimeer

Die Arbeit EUROPA ent­stand im Kon­text der Nach­we­hen der Wahl für den Aus­tritt Großbri­tan­niens aus der EU. Europa, so das Architek­tur- und Pla­nungs­büro more­Platz, fehle es an Sicht­barkeit, öffentlich­er Präsenz und pos­i­tivem Feed­back. Die riesi­gen leuch­t­en­den Röhren, die seit ihrer ersten Instal­la­tion im Novem­ber 2016 in Berlin und an vie­len anderen Orten in Deutsch­land und im Aus­land zu sehen waren, bedi­enen genau diesen artikulierten Man­gel. Doch die europäis­che Idee, für die diese Buch­staben und die Leuchtkör­p­er ein­ste­hen, wird von vie­len auch kri­tisch gese­hen: Europas Außen­gren­zen wer­den zunehmend abgeschot­tet und vertei­digt. Das Ver­sprechen eines offe­nen und sol­i­darischen Europas bleibt im Moment für viele ein unerr­e­ich­bares Ziel. Das strahlende EUROPA leuchtet nicht für alle gle­ich hell.


Pro­jekt

Europa


Beteiligte

more­Platz, Co-Ini­tia­torin­nen und Co-Ini­tia­toren, Entwurf; Johann und Lena König, Kofi­nanzierung; St. Agnes Immo­bilien- und Ver­wal­tungs­ge­sellschaft mbH; Deutsches Architek­tur Zen­trum, Unter­stützung; 33 Einzelper­so­n­en und Büro­ge­mein­schaften aus Architek­tur und Kul­tur, Kofinanzierung


Jahr

Seit 2016


Ort

Ver­schiedene Orte

EUROPA auf dem Kraftwerk Bille in Ham­burg (2017). © Hein­rich Holtgreve

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Ein Modellprojekt für die Integration von Geflüchteten

Der Fotograf und Autor Nico­la Zolin doku­men­tierte den Auf­stieg und Fall der Stadt Riace und dessen ehe­ma­li­gen Bürg­er­meis­ter, der Flüchtlinge mit offe­nen Armen auf­nah­men und dabei eine beson­dere Art von Utopie errichtete. Die fol­gende Bilder entstam­men aus Zolins 2018 ent­stande­nen Foto­strecke »The World is a Small Town«. Die Mari­na von Riace an der Südostküste Ital­iens, wo 1998 ein Boot mit mehreren Hun­dert Kur­den stran­det. © Nico­la Zolin

Der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co »Mim­mo« Lucano der südi­tal­ienis­chen Gemeinde Riace war Mit­be­grün­der des Vere­ins Cit­tà Futura—Stadt der Zukun­ft. In Zusam­me­nar­beit mit Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen nahm er Geflüchtete aus Afghanistan, dem Irak, Eritrea, Palästi­na und dem Libanon im Ort auf. Staatliche Sub­ven­tio­nen wur­den in die Infra­struk­tur des Ortes investiert, der—so sagen das heute viele—ohne die neuen Bewohnen­den wohl aus­gestor­ben wäre. Gemein­sam mit den Ansäs­si­gen wur­den ver­lassene Häuser wieder instand geset­zt. Auch wur­den die Neuankömm­linge in lokale Traditionen—das Her­stellen von Glas, Keramik und Stickereien—eingeführt. Doch von Anfang an gab es Wider­stand gegen das als eigen­willig ange­se­hene Vorge­hen, der das Pro­jekt schließlich vor weni­gen Jahren zum Scheit­ern brachte. Lucano wurde Amtsmiss­brauch vorge­wor­fen. Er musste Riace ver­lassen. Mit­tler­weile ist er zurück und schmiedet neue Pläne.


Pro­jekt

Riace Cit­tà Futu­ra / Asso­ci­azione Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi


Beteiligte

Domeni­co Lucano, ehe­ma­liger Bürg­er­meis­ter von Riace; Bewohnende von Riace und Geflüchtete; SPRAR—Service of Pro­tec­tion for Refugees and Asy­lum Seek­ers, KoW­inanzierung; Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi, Vere­in; Nico­la Zolin, Fotograf


Jahr

Seit 1999


Ort

Riace, Ital­ien

Ein Blick auf Riace Sopra, ein Ort, aus dem jahrzehn­te­lang Men­schen wegge­zo­gen waren, um im Nor­den des Lan­des oder Nordeu­ropa Arbeit zu find­en. Das Schick­sal des Dor­fes ändert sich mit den Geflüchteten, die der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co Lucano in den leeren Häusern des Dor­fes unter­brin­gen lässt. Mit Ansäs­si­gen zusam­men wer­den Ini­tia­tiv­en etabliert, so dass diejeni­gen, die bleiben wollen, sich nieder­lassen kön­nen. © Nico­la Zolin
Der ehe­ma­lige Lehrer Domeni­co Lucano wurde 2004 Bürg­er­meis­ter von Riace und etabliert eine Willkom­men­skul­tur — ein gefeiertes Inte­gra­tions- und Entwick­lung­spro­jekt. Zusam­men mit Ein­wohner­in­nen und Ein­wohn­ern grün­dete er die Koop­er­a­tive »Cit­tà Futura«—Stadt der Zukun­ft, um sich gegen die wirtschaftliche Aus­beu­tung sowie die soziale Aus­gren­zung von Geflüchteten zu posi­tion­ieren und gle­ichzeit­ig mehr Touris­ten in die Region zu holen. © Nico­la Zolin
Es heißt, dass über die Jahre hin­weg mehr als 6.000 Geflüchtete aus rund 20 Natio­nen durch Riace gekom­men sind. Nur wenige sind geblieben, viele woll­ten oder mussten weit­erziehen. Das Schild, das während der Amt­szeit von Domeni­co Lucano am Ort­sein­gang stand, ist Aus­druck dieser Vielfalt. © Nico­la Zolin
6.000 Men­schen protestieren gegen die Ver­haf­tung von Domeni­co Lucano. © Nico­la Zolin

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