Initiative für eine kooperative Stadt der Zukunft

Das ehe­ma­lige Pfört­ner­haus vom Flughafen Tem­pel­hof dient als Basis für das Torhaus Pro­jekt, das sich für eine sol­i­darische, emanzi­pa­torische und gemein­wohlo­ri­en­tierte Stadt ein­set­zt. © Alexan­der Donath

Flughafenge­bäude Tem­pel­hof: 312 000 Quadrat­meter Brut­to­geschoss­fläche. Betoniertes Vor­feld: 236 000 Quadrat­meter. Das Tem­pel­hofer Feld: riesige 355 Hek­tar. Seit zwölf Jahren schon ist der Flug­be­trieb eingestellt, seit 2009 sind die Gebäude inklu­sive Flugfeld im Besitz des Lan­des Berlin. Seit­dem: Diskus­sio­nen und Prozesse darüber, was mit dieser kolos­salen Fläche nun gemacht wer­den soll. Das Kollek­tiv, das seit 2018 das ehe­ma­lige Torhaus des Flughafens bespielt, fordert mit vie­len anderen zusam­men, dass Gemein­wohlo­ri­en­tierung im Vorder­grund ste­hen muss: Das Ganze soll »enkel*innentauglich« sein. Das heißt: Die Stadt der Zukun­ft zu machen, neue mögliche Imag­i­nar­ien zu entwick­eln bedeutet nicht nur, mit Respekt für Men­schen und Nicht-Men­schen zu pla­nen, son­dern auch planetenverträglich.


Pro­jekt

Torhaus Berlin


Beteiligte

Torhaus Berlin, Durch­führung; THF.Vision, Koop­er­a­tionspart­ner­in; Tem­pel­hof Pro­jekt, Koop­er­a­tionspart­ner; Sen­at für Stad­ten­twick­lung und Wohnen, poten­tielle Auftraggeberin


Jahr

Seit 2018


Ort

Berlin, Deutsch­land

Die Ini­tia­torin­nen und Ini­tia­toren des Pro­jek­ts ver­anstal­ten Work­shops, die sich mit den vielfälti­gen Geschicht­en der Nach­barschaft und des Flughafens auseinan­der­set­zen und gle­ichzeit­ig die Gestal­tung von Stadt kri­tisch kom­men­tieren. Das Torhaus Fes­ti­val zum Beispiel beschäftigte sich mit der Bar­riere, die das mas­sive Flughafenge­bäude für die Nutzun­gen auf dem Tem­pel­hofer Feld, aber auch für die anschließen­den Quartiere darstellt. © Alexan­der Donath
Das Innen­leben des Torhaus­es wurde als par­tizipa­tiv­er Com­mu­ni­ty Space konzip­iert, kom­plett mit Com­mons Bib­lio­thek und Radio­sta­tion. © Alexan­der Donath
… oder mit­tels Aktivierun­gen des Freiraums, wo gemein­sam geschnip­pelt, gekocht, gegessen und abge­spült wurde und neben­bau Möbel für die Nutzung des Raums erfun­den wur­den. © Torhaus Berlin

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Zur Finanzierung der kooperativen Stadt

»Bau­denkmal Rotaprint. There is no prof­it to be made here«—so ein Ban­ner der ExRo­taprint Ini­tia­tive aus dem Jahr 2007. Der Anlass: ein schon seit Jahren andauern­der Kampf der gemein­nützi­gen GmbH ExRo­taprint um die Nutzungsrechte von Gelände und Gebäu­den, immer wieder gebroch­enen Ver­sprechen und dubiosen Ver­hand­lun­gen zwis­chen dem Besitzer des Grundstücks—dem Liegen­schafts­fond Berlin—und inter­na­tionalen Real Estate Unternehmen trotz schon ver­sproch­en­er und fast abgeschlossen­er Über­gabe. Nach lan­gen Ver­hand­lun­gen und mas­siv­er Gegen­wehr kommt der Sieg für die gGmbH. Mit Hil­fe der Stiftung trias und der Stiftung Edith Mary­on wird das Gelände im Spät­som­mer 2007 gekauft, und ein 99-jähriger Erb­bau­rechtsver­trag mit der ExRo­taprint gGmbH unterze­ich­net. Damit ist die gGmbH Besitzerin der Gebäude und allein­ver­ant­wortlich für die Pro­jek­ten­twick­lung. Die mögliche Speku­la­tion­sspi­rale ist unter­brochen. Die gesamte Anlage wird seit­dem nach gemein­nützi­gen Prinzip­i­en ver­wal­tet und geführt mit dem Ziel, het­ero­gene Nutzun­gen und erschwingliche Mieten langfristig zu sich­ern. Als »soziale Plas­tik« wird das Pro­jekt beschrieben, das gle­ichzeit­ig in der Nach­barschaft fest ver­ankert und aktiv im stadt­the­o­retis­chen Diskurs unter­wegs ist, um die Basis ihres Wirkens kon­tinuier­lich zu erweit­ern. © Mar­tin Eberle

Das Buch und Aktions­forschung­spro­jekt Fund­ing the Coop­er­a­tive City. Com­mu­ni­ty Finance and the Econ­o­my of Civic Spaces beschreibt vielzäh­lige Fall­stu­di­en von Pro­jek­ten aus ganz Europa, die erk­lären, wie lokale gemein­wohlo­ri­en­tierte Finanzierun­gen aufgestellt wer­den kön­nen. Gezeigt und besprochen wer­den unter­schiedlich­ste Grup­pen, die sich neue Mod­elle über­legt haben, um nicht-kom­merzielle Räume für ihre Nach­barschaften zu entwick­eln und zu betreiben. Ein­fach ist das alles nicht, wie viele Inter­views und Gespräch­sno­ti­zen zeigen. Doch möglich ist es schon: durch das Bilden von sol­i­darischen Net­zw­erken, mit nach­barschaftlichem Ein­satz, Exper­i­men­tier­freude sowie admin­is­tra­tiv­er und häu­fig auch finanzieller Unter­stützung durch die jew­eili­gen Kommunen.


Pro­jekt

Open Her­itage


Beteiligte

Lev­ente Polyák, Daniela Pat­ti, Gründung, Eutropi­an GmbH; Yil­maz Vuru­cu, Baha­nur Nasya, Xsen­trikarts, Eutropi­an; Andrea Giu­liano, Jorge Mos­quera, Sophie Bod, Ste­fano Pat­ti, Eleono­ra Rugiero, Julia Baudi­er, Flavio Iacoan­geli, Eutropi­an Team


Jahr

Seit 2018


Orte

Ver­schiedene

Färgfab­riken ist ein Ausstel­lung­sort für Kun­st, Architek­tur und Stadt­pla­nung in Stock­holm, der seit 1995 existiert und Ergeb­nis der Zusam­me­nar­beit zwis­chen dem Ver­band schwedis­ch­er Architek­turschaf­fend­er (Sven­s­ka Arkitek­ters Riks­för­bund), Alcro-Beck­ers, ColArt und ein­er Gruppe von Kun­stschaf­fend­en und freien Architek­tin­nen und Architek­ten ist. © Yil­maz Vuru­cu, xsentrikarts
Casci­na Roc­cafran­ca, Turin. Der ehe­ma­li­gen Bauern­hof wurde mit Hil­fe von europäis­chen Geldern gekauft und in ein mul­ti­funk­tionales Gemein­dezen­trum umgewid­met, das sowohl von öffentlichen wie auch zivilge­sellschaftlichen Akteurin­nen und Akteuren geleit­et wird. Das Beson­dere dieser Insti­tu­tion ist die dadurch ent­standene enge Zusam­me­nar­beit zwis­chen der Kom­mune Turin und Mit­gliedern der in der Casci­na vertrete­nen gemein­nützi­gen Ver­bände und Grup­pen. © Casci­na Roccafranca
Stará Tržni­ca, Bratisla­va. Jahre­lang hat­te die Alte Mark­thalle im Zen­trum Bratislavas leer ges­tanden. Das änderte sich im Jahr 2013, als eine gemein­nützige zivilge­sellschaftliche Vere­ini­gung das Gebäude von der Kom­mune über­nahm. Gemein­sam mit exter­nen Exper­tin­nen und Experten wurde ein mul­ti-funk­tionales Pro­gramm für die Halle entwick­elt. Heute find­en hier neben einem Wochen­markt auch kul­turelle Ver­anstal­tun­gen, Konz­erte und andere Events statt, wobei die Gewinne nicht in die Taschen der Betreiben­den fließen, son­dern in die Sanierung und den Erhalt des Gebäudes. © Boris Nemeth
ExRo­taprint © Eutropian

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Eine kofinanzierte Brücke setzt neue Impulse

© Annette Behrens

20 Jahre ist es her, dass der Schieblock in Rot­ter­dam von dem Architek­tur­büro ZUS als soge­nan­nte Anti-Beset­zung bezo­gen wurde. Damals waren die Gebi­ete im Umfeld dieses Blocks jedoch durch Straßen und Bah­n­trassen zer­schnit­ten und voneinan­der getren­nt. So ent­stand die Idee ein­er Brücke. Die Hoff­nung: neue Impulse und Nutzun­gen für die leer­ste­hen­den Gebäude und Stadt­brachen. Die Brücke brachte, schon bevor es sie gab, Men­schen in Rot­ter­dam zusam­men. Über eine Inter­net-Plat­tform kon­nten sie Holzbe­plankun­gen erwer­ben und somit die Brücke, die schließlich 2015 eröffnet wurde, kofi­nanzieren. Doch auch weit­ere Aspek­te des Pro­jek­ts wur­den nach­drück­lich von der Kom­mune Rot­ter­dam gefördert: Arbeits- und Büroräume, Restau­rants, Cafés und Grün­flächen. Seit­dem wird viel über die neue Lebendigkeit im Quarti­er, aber auch die Kon­se­quen­zen von Aufw­er­tung und Exk­lu­siv­ität gesprochen.


Pro­jekt

Luchtsin­gel


Beteiligte

ZUS—Zones Urbaines Sen­si­bles, Ini­tia­tive, Pla­nung, Architek­tur; ca. 8.000 Teil­nehmende der Crowd­fund­ing-Aktion, Kofi­nanzierende; Stadtver­wal­tung Rot­ter­dam, Kofi­nanzierung und Organisation


Jahr

Seit 2011


Ort

Rot­ter­dam, Niederlande

Die gesamte Fußgänger­brücke ist in Sig­nal­gelb gestrichen, für Kris­t­ian Kore­man von ZUS die Farbe eines Pro­vi­so­ri­ums. Doch das ist die Brücke—hier in der Über­querung der Schiekade—schon lange nicht mehr. Einst leer­ste­hende Büro­ge­bäude wie der Schieblock sind mit­tler­weile mit Nutzun­gen gefüllt: Architek­tur­büros, Kreativwirtschaft, soziale Nutzun­gen und ein Kaufhaus, in dem Rot­ter­damer Pro­duk­te verkauft wer­den, haben sich hier ange­siedelt. © Ossip van Duivenbode
Der erste Bauab­schnitt des Luchtsin­gel wurde mit dem Verkauf von einzel­nen Hol­zlat­ten finanziert, die für je 25 Euro zum Verkauf ange­boten wur­den. 17.000 Bret­ter wur­den so verkauft. © Ossip van Duivenbode
Luchtsin­gel (Luft­gracht) ist der Name ein­er 390 Meter lan­gen Holzbrücke, die von den Ini­tia­torin­nen und Ini­tia­toren als Katalysator für wirtschaftlich­es Wach­s­tum beschrieben wird—nicht zulet­zt, weil sie bish­er von Schienen voneinan­der getren­nte Stadtvier­tel im Rot­ter­damer Nor­den mit der Innen­stadt verbindet. Die Architek­tin Elma van Box­el und der Architekt Kris­t­ian Kore­man vom Büro Zones Urbaines Sen­si­bles (ZUS) ini­ti­ierten im Jahr 2012 eine Crowd­fund­ingkam­pagne, um Gelder für die Brücke zu gewin­nen. © Ossip van Duivenbode
© Ossip van Duivenbode

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Stadt auf Probe

Seit 2019 kann in der Stadt Görlitz—100 Kilo­me­ter östlich von Dres­den und direkt an der pol­nis­chen Grenze—probegewohnt wer­den. Auf den Aufruf, die Stadt über vier Wochen lang durch tem­poräre Ansied­lung ken­nen­zuler­nen, hat­ten sich knapp 150 Per­so­n­en gemeldet. Bis Ende März 2020 hat­ten dann 55 erwach­sene Per­so­n­en und sieben Kinder das Wohnen und Arbeit­en in Gör­litz getestet. Ein­er von ihnen ist der Fotograf Niko­las Fabi­an Kam­mer­er, der die fol­gen­den Bilder während seines Probe­wohnens in Gör­litz pro­duziert hat. Hier zu sehen der Blick vom Nico­laiturm Rich­tung Land­skro­ne. © Niko­las Fabi­an Kammerer

Die Stadt Gör­litz ist durch Abwan­derung seit den 1990er Jahren um ein Vier­tel ihrer Ein­wohnen­den geschrumpft. 2008 wagen eine Forschungs­gruppe der TU Dres­den und die Stadtver­wal­tung Gör­litz ein Exper­i­ment, um neue Men­schen in die Stadt zu lock­en. Tem­poräres Wohnen in Gör­litz soll die Qual­itäten und Poten­ziale dieses Ortes offen­baren. Probe­wohnen, Stadt Erleben, Stadt auf Probe—mittlerweile läuft die vierte Auflage des Exper­i­ments. Inter­essierte kön­nen das Wohnen in der Stadt aus­pro­bieren und die Net­zw­erke im Kul­tur- und Jugend­bere­ich ken­nen­ler­nen. Sie kön­nen gemein­schaftliche Arbeit­splätze und Werk­stät­ten nutzen und so direkt neue soziale und beru­fliche Per­spek­tiv­en ausloten.


Pro­jekt

Stadt auf Probe—Wohnen und Arbeit­en in Görlitz


Beteiligte

Leib­niz-Insti­tut für ökol­o­gis­che Rau­men­twick­lung (I.R), vertreten durch das Inter­diszi­plinäre Zen­trum für ökol­o­gis­chen und revi­tal­isieren­den Stad­tum­bau; Amt für Stad­ten­twick­lung der Stadt Gör­litz; Komm­Wohnen Ser­vice GmbH, kom­mu­nale Woh­nungs­ge­sellschaft; KoLAB­O­Rac­ja e.V., Kühlhaus e.V., Wild­wuchs e.V., Bun­desmin­is­teri­um des Innern, für Bau und Heimat, Förderung


Jahr

2018—2020


Ort

Gör­litz, Deutschland

Blick von der pol­nis­chen Neiße­seite Rich­tung Peter­skirche. © Niko­las Fabi­an Kammerer
Fis­ch­er an der Neiße am pol­nis­chen Ufer. © Niko­las Fabi­an Kammerer

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Ein Viertel, das die Dinge selbst in die Hand nimmt

Von 1969 bis 1971 fotografierte der Fotograf Nick Hedges das Leben in Liv­er­pool. Nick wurde von der Wohltätigkeit­sor­gan­i­sa­tion Shel­ter beauf­tragt, durch Eng­land und Schot­t­land zu reisen und das Leben von Fam­i­lien zu doku­men­tieren, die in Slums und im Elend leben. Hier sind junge Anwohn­er Liv­er­pools zu sehen die an einem Wahlplakat in der Gran­by Street vor­beige­hen. © Nick Hedges

In den 1980er Jahren ist Tox­teth Schau­platz vehe­menter Klassenkämpfe. Men­schen ver­legen ihren Wohn­sitz in andere Teile Liv­er­pools; viele der vik­to­ri­an­is­chen Rei­hen­häuser ver­fall­en. Daraufhin wird eine Gruppe im Quarti­er aktiv. Sie räu­men auf, leg­en Blu­men­beete an, stre­ichen Fen­ster und etablieren einen Markt. Eine Stiftung wird gegrün­det, der Com­mu­ni­ty Land Trust, um langfristig bezahlbaren Wohn­raum zu schaf­fen, der der Gemein­schaft gehört. Die Gruppe kann die Kom­mune überzeu­gen, Häuser nicht abzureißen, son­dern behut­sam zu erneuern. Später entwick­elt das Architek­turkollek­tiv Assem­ble einen Plan für das Gebi­et. Obwohl die Arbeit­en immer noch nicht abgeschlossen und viele Häuser immer noch baufäl­lig sind, ist das Ziel der Men­schen im Quarti­er, die Zukun­ft der Häuser selb­st in die Hand zu nehmen, erst ein­mal erreicht.


Pro­jekt

Gran­by Four Streets Redevelopment


Beteiligte

Gran­by Four Streets CLT; Steve Biko Hous­ing Asso­ci­a­tion, Beratung; Ann O’Byrne, Unter­stützerin, ehem. Liv­er­pool City Coun­cil Deputy May­or und Cab­i­net Mem­ber for Hous­ing; Assem­ble, Architekturbüro


Jahr

Seit 2011


Ort

Liv­er­pool, England

Assem­ble arbeit­ete mit dem Gran­by Four Streets Com­mu­ni­ty Land Trust (CLT) zusam­men, um unter anderem 10 ver­fal­l­ene Rei­hen­häuser auf der Cairns St. in Tox­teth zu ren­ovieren. © Lewis Jones
© Lewis Jones
Durch den Abriss aller bis auf vier von Granbys Straßen wurde eine einst blühende Gemeinde zer­streut, und die verbleiben­den »Gran­by Four Streets« waren nur noch dünn besiedelt. Luftauf­nahme des Abriss­ge­bi­ets von Gran­by Four Streets. Archive image ©Assem­ble
Die erste Pro­duk­trei­he des Gran­by Work­shops wurde für die zu ren­ovieren­den Häuser ent­wor­fen und umfasste Badez­im­mer­fliesen, Tür­griffe und Kamine. Hier zu sehen ist eine Samm­lung handge­fer­tigter Keramik­flaschen, Tassen und Gläs­er für den täglichen Gebrauch, die auf lokalen Mate­ri­alien beruhen. Das Unternehmen ist nach wie vor stark gemeinschaftsorientiert—es operiert von seinen Räum­lichkeit­en in der Gran­by Street aus, nimmt am monatlichen Gemein­schafts­markt teil und trägt weit­er­hin zu den laufend­en lokalen Ren­ovierun­gen bei. © Lewis Jones

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Eine Kleinstadt im Dialog mit der Zivilgesellschaft

Stadt­men­sch soll Men­schen befähi­gen, die Ini­tia­tive zu ergreifen und eigene Pro­jek­tideen umzuset­zen. Dazu wur­den ver­schiedene Instru­mente entwick­elt: Es gibt die Stadt­men­sch-Akademie und ‑Denk­fab­rik, in der Aus­tausch, Beratung und Bil­dungsange­bote zu The­men wie Konzepten­twick­lung, Pro­jek­t­man­age­ment und Öffentlichkeit­sar­beit ange­boten wer­den, um bei der Unternehmensgrün­dung helfen. Der Stadt­men­sch-Fonds unter­stützt Ini­tia­tiv­en. © Jens Paul Taubert

Die kleine Stadt Altenburg in Thürin­gen schrumpft. Seit den 1980er Jahren ist die Bevölkerung um über 40 Prozent zurück­ge­gan­gen. Viele Einzelper­so­n­en und Vere­ini­gun­gen sind deswe­gen schon seit eini­gen Jahren aktiv. Sie wollen der lausi­gen Stim­mung ent­ge­gen­wirken. »Stadt­men­sch« heißt die Koop­er­a­tion von ver­schiede­nen Ini­tia­tiv­en, Fördervere­inen und Kul­turbe­trieben, die—gefördert durch ein Pro­gramm der Nationalen Stadtentwicklungspolitik—daran arbeit­et, existierende Mod­elle für die kopro­duk­tive Stadt entsch­ieden zu erweit­ern. Konkret geht es darum, dass die Zivilge­sellschaft Ver­ant­wor­tung für die öffentlichen Innen- und Außen­räume der Stadt übern­immt. Ideenaufrufe brin­gen Pro­jek­te her­vor, über deren Umset­zung und Förderung die Stadt­bevölkerung in unter­schiedlichen Ver­fahren mitentschei­det. Wichtiges Kri­teri­um: Die Pro­jek­te sollen dem Gemein­wohl dienen.


Pro­jekt

Stadt­men­sch


Beteiligte

Erlebe was geht gGmbH, Träger­schaft; Bun­desmin­is­teri­um des Innern, für Bau und Heimat, Kofinanzierung


Jahr

Seit 2018


Ort

Altenburg, Deutsch­land

Wie am besten Fördergelder verteilen? Die »Stadt­men­schen« ver­suchen es mit ganz ver­schiede­nen Meth­o­d­en. So wer­den mal Dartpfeile auf einen Stadt­plan gewor­fen, mal förderungswürdi­ge Pro­jek­te durch mehrstu­fige Ver­fahren aus­gewählt. © Stadtmensch
Ver­schiedene Aktio­nen im öffentlichen Raum sollen weit­ere Men­schen anre­gen sich einzubrin­gen und beleben zuvor eher unbe­nutzte Orte in der Stadt. Hier: das Pub­likum ein­er Hör­spiel-Instal­la­tion im Rah­men des zweit­en Mit­Mach­Mark­tes. Neben dem Mit­Mach­Markt gibt es das Stadt­men­sch-Fes­ti­val, ein Basar auf dem his­torischen Mark­t­platz Altenburgs, wo sich die zahlre­ichen Ini­tia­tiv­en aus Kun­st und Poli­tik, Sport und Umwelt, Sozialem und Kul­tur tre­f­fen und aus­tauschen kön­nen. © Anja Fehre

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Ein Modellprojekt für die Integration von Geflüchteten

Der Fotograf und Autor Nico­la Zolin doku­men­tierte den Auf­stieg und Fall der Stadt Riace und dessen ehe­ma­li­gen Bürg­er­meis­ter, der Flüchtlinge mit offe­nen Armen auf­nah­men und dabei eine beson­dere Art von Utopie errichtete. Die fol­gende Bilder entstam­men aus Zolins 2018 ent­stande­nen Foto­strecke »The World is a Small Town«. Die Mari­na von Riace an der Südostküste Ital­iens, wo 1998 ein Boot mit mehreren Hun­dert Kur­den stran­det. © Nico­la Zolin

Der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co »Mim­mo« Lucano der südi­tal­ienis­chen Gemeinde Riace war Mit­be­grün­der des Vere­ins Cit­tà Futura—Stadt der Zukun­ft. In Zusam­me­nar­beit mit Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen nahm er Geflüchtete aus Afghanistan, dem Irak, Eritrea, Palästi­na und dem Libanon im Ort auf. Staatliche Sub­ven­tio­nen wur­den in die Infra­struk­tur des Ortes investiert, der—so sagen das heute viele—ohne die neuen Bewohnen­den wohl aus­gestor­ben wäre. Gemein­sam mit den Ansäs­si­gen wur­den ver­lassene Häuser wieder instand geset­zt. Auch wur­den die Neuankömm­linge in lokale Traditionen—das Her­stellen von Glas, Keramik und Stickereien—eingeführt. Doch von Anfang an gab es Wider­stand gegen das als eigen­willig ange­se­hene Vorge­hen, der das Pro­jekt schließlich vor weni­gen Jahren zum Scheit­ern brachte. Lucano wurde Amtsmiss­brauch vorge­wor­fen. Er musste Riace ver­lassen. Mit­tler­weile ist er zurück und schmiedet neue Pläne.


Pro­jekt

Riace Cit­tà Futu­ra / Asso­ci­azione Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi


Beteiligte

Domeni­co Lucano, ehe­ma­liger Bürg­er­meis­ter von Riace; Bewohnende von Riace und Geflüchtete; SPRAR—Service of Pro­tec­tion for Refugees and Asy­lum Seek­ers, KoW­inanzierung; Cit­tà Futura—Giuseppe Puglisi, Vere­in; Nico­la Zolin, Fotograf


Jahr

Seit 1999


Ort

Riace, Ital­ien

Ein Blick auf Riace Sopra, ein Ort, aus dem jahrzehn­te­lang Men­schen wegge­zo­gen waren, um im Nor­den des Lan­des oder Nordeu­ropa Arbeit zu find­en. Das Schick­sal des Dor­fes ändert sich mit den Geflüchteten, die der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter Domeni­co Lucano in den leeren Häusern des Dor­fes unter­brin­gen lässt. Mit Ansäs­si­gen zusam­men wer­den Ini­tia­tiv­en etabliert, so dass diejeni­gen, die bleiben wollen, sich nieder­lassen kön­nen. © Nico­la Zolin
Der ehe­ma­lige Lehrer Domeni­co Lucano wurde 2004 Bürg­er­meis­ter von Riace und etabliert eine Willkom­men­skul­tur — ein gefeiertes Inte­gra­tions- und Entwick­lung­spro­jekt. Zusam­men mit Ein­wohner­in­nen und Ein­wohn­ern grün­dete er die Koop­er­a­tive »Cit­tà Futura«—Stadt der Zukun­ft, um sich gegen die wirtschaftliche Aus­beu­tung sowie die soziale Aus­gren­zung von Geflüchteten zu posi­tion­ieren und gle­ichzeit­ig mehr Touris­ten in die Region zu holen. © Nico­la Zolin
Es heißt, dass über die Jahre hin­weg mehr als 6.000 Geflüchtete aus rund 20 Natio­nen durch Riace gekom­men sind. Nur wenige sind geblieben, viele woll­ten oder mussten weit­erziehen. Das Schild, das während der Amt­szeit von Domeni­co Lucano am Ort­sein­gang stand, ist Aus­druck dieser Vielfalt. © Nico­la Zolin
6.000 Men­schen protestieren gegen die Ver­haf­tung von Domeni­co Lucano. © Nico­la Zolin

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Von der Brachfläche zum Nachbarschaftsort

Das soge­nan­nte Farm­House gilt als das Herzstück von Par­ck­farm. Das gebrauchte Gewächshaus wurde aus den Nieder­lan­den nach Brüs­sel ver­schleppt. Heute dient es als Ort der Begeg­nung, zum Kochen und Essen. Zu den Ini­tia­torin­nen und Ini­tia­toren gehörte das Design­büro 1010 Archi­tec­ture Urban­ism, das in Zusam­me­nar­beit mit den Organ­i­sa­tio­nen Jes und Yota! den par­tizipa­tiv­en Bauprozess organ­isierte. © Rossel & Cie — Bruno D’Alimonte

Im Nor­den Brüs­sels, von Straßen umzin­gelt und doch fast schw­er zu find­en, hat sich ein kleines Paradies entwick­elt. 2013 set­zte ein divers aufgestelltes Team eine Idee um: Sie verknüpfen die Beson­der- und Eigen­heit­en eines Parks mit urbaner Agrikul­tur und Micro-Farm­ing. Lokale Ini­tia­tiv­en und Grup­pen, die die Rän­der jenes Brach­lands seit ger­aumer Zeit für den kollek­tiv­en Anbau von Obst und Gemüse, für Klein­tier­hal­tun­gen und Tauben­schläge genutzt hat­ten, wer­den beteiligt. Der daraus ent­standene Ort—Parckfarm—verbindet bis heute die Nach­barschaft. Unter­schiedliche Akteurin­nen und Akteure organ­isieren vielfältige Aktiv­itäten, Work­shops, Garte­nar­beit und Debat­ten. Allerd­ings liegt mit­tler­weile ein Flächen­nutzungs­plan für das Are­al vor. Die Nach­barschaftsver­bände sehen Zugang und Nutzung des Parks bedroht.


Pro­jekt

Par­ck­farm


Beteiligte

Par­ck­farm T&T asbl, Vere­in und Koor­di­na­tion; Men­schen aus der Nach­barschaft, Ini­tia­tiv­en und Mitar­beit; Alive Archi­tec­ture und Tak­tyk, Co-Kura­tion; IBGE—Institut Brux­el­lois pour la Ges­tion de l‘Environnement, Auf­trag und Kofinanzierung


Jahr

Seit 2014


Ort

Brüs­sel, Belgien

Par­ck­farm war ursprünglich nur auf fünf Monate angelegt, doch auf­grund der Ini­tia­tive von vie­len Anwohnen­den und anderen Unter­stützen­den existiert der Ort fünf Jahre später immer noch. © Par­ck­farm T&T
Auf dem Gelände kom­men Men­schen aus der Nach­barschaft zusam­men, um Obst und Gemüse anzubauen. Auch Bienen, Hüh­n­er, Enten und Schafe wer­den gehal­ten. © Par­ck­farm T&T
Die bun­ten Bee-cars oder Bienen­wa­gen, die von einem Fahrrad gezo­gen wer­den kön­nen, wur­den von der Königlichen Imk­ereige­sellschaft in Brüs­sel und Umge­bung (SRABE) entwick­elt. Imk­erin­nen und Imk­er wie Mok­tar pro­duzieren und verkaufen hier ihren Honig. Besucherin­nen und Besuch­er kön­nen die Bienen­stöcke besichti­gen und mehr über die wichtige Rolle dieser Insek­ten für unsere Lebenswelt erfahren. © Dieter Telemans

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