Eine Afrofuturistische Vision

© Jan Dirk van der Burg

Bildliche Gespräche nen­nt Olalekan Jey­i­fous seine teils dystopisch anmu­ten­den Col­la­gen, die sich kri­tisch mit städtis­chen Trans­for­ma­tion­sprozessen auseinan­der­set­zen. Mit der Über­steigerung existieren­der Sit­u­a­tio­nen will er die Sicht­barkeit der­jeni­gen Men­schen und Sied­lun­gen erhöhen, die in Pla­nun­gen oft kein Gehör find­en und urba­nen Entwick­lungss­chüben zum Opfer fall­en. Er beleuchtet die Verquick­un­gen von hege­mo­ni­alen Struk­turen, zeigt auf, wie Architek­tur die Macht­struk­turen kolo­nial­is­tis­ch­er Ide­olo­gien ver­stetigt und dann selb­st Muni­tion im Arse­nal von kolo­nialer Macht wird. Diese unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en und Erzählstränge find­en wir auch in dieser Col­lage der europäis­chen Stadt wieder. Nach der sys­tem­a­tis­chen Aus­beu­tung ihrer Kolonien ste­ht sie hier selb­st als kolonisiertes Gebilde da, das nicht nur von diesen Sys­te­men erzählt, son­dern auch von grüneren Zukün­ften und Geschichten.


Pro­jekt

Eine Afro­fu­tur­is­tis­che Vision


Kün­stler

Olalekan Jey­i­fous


Jahr

2020


Ort

Brook­lyn, Vere­inigte Staat­en von Amerika

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Eine Stadt wird versetzt

Damit die unter der Stadt liegen­den Vorkom­men von Eisen­erz abge­baut wer­den kön­nen, wird die Stadt kom­plett ver­legt. Einige Gebäude ziehen mit. Andere wer­den abgeris­sen. Orte der Erin­nerung wer­den durch die Wan­derung der Mine ver­schwinden. All das dauert. Der Mas­ter­plan sieht dafür etwa 20 Jahre vor. Deswe­gen wird es für eine lange Zeit zwei Städte geben. Vieles ist unklar. Zum Beispiel, ob die neuen Häuser leist­bar sein wer­den oder ob die Stadt in der Zukun­ft wieder wan­dern wer­den muss, denn der Saum des Erzvorkom­mens reicht bis unter die neue Stadt. © Klaus Thymann

Die kleine Stadt Kiruna in Schwe­den mit ihren knapp 18 000 Men­schen soll ver­schoben wer­den. Grund dafür ist eine Eisen­erz­grube. Durch das Aushöhlen der Erde kön­nte die Stadt ein­brechen. Es wur­den Pläne entwick­elt, die das teil­weise Abtra­gen und teil­weise Wieder­auf­bauen der Häuser an einem etwa drei Kilo­me­ter ent­fer­n­ten Ort vorse­hen. Bis zum Jahr 2033 soll dieser ungewöhn­liche Umzug abgeschlossen sein. Viele, so auch die Stadtver­wal­tung, sehen die auf dem Reißbrett entwick­elte Stadt als möglichen Neuan­fang. Doch nicht alle sind froh über die Pla­nun­gen, die so eng an die wirtschaftliche Entwick­lung des Unternehmens gekop­pelt sind. Was wäre zum Beispiel, wenn der Welt­mark­t­preis für Eisen­erz fall­en würde und die begonnene Ver­lagerung von Kiruna nicht voll­ständig umge­set­zt wer­den kann?


Pro­jekt

Kiruna Mas­ter­plan


Beteiligte

White Arkitek­ter, Ghi­lar­di + Hell­sten Arkitek­ter, Architek­tur­büro; LKAB, Luos­savaara-Kiirunavaara Aktiebo­lag, Kom­mune Kiruna, Tekniska verken i Kiruna, Kirun­a­bostäder, KoW­inanzierung und Organ­i­sa­tion des Umzugs; Kom­mune Kiruna, Auftrag


Jahr

Seit 2013


Ort

Kiruna, Schwe­den

White Arkitek­ter in Zusam­me­nar­beit mit Ghilardi+Hellsten Arkitek­ter gewan­nen den inter­na­tionalen Wet­tbe­werb für einen 20-jähri­gen Mas­ter­plan für die schrit­tweise Ver­lagerung Kirunas fünf Kilo­me­ter nach Osten bis 2033. Die Bilder zeigen Luftan­sicht­en von Kiruna in den Jahren 2033 und 2100. White Archi­tects und Ghilardi+Hellsten stell­ten den ursprünglichen Auf­trag in Frage und ini­ti­ierten eine 100-Jahres-Per­spek­tive für den Mas­ter­plan mit dem Ziel, eine nach­haltige Mod­ell­stadt mit ein­er vielfälti­gen Wirtschaft zu schaf­fen, die weniger von der glob­alen Nach­frage nach Eisen­erz abhängig ist. © Ghilardi+Hellsten Arkitek­ter and White Arkitekter
© Ghilardi+Hellsten Arkitek­ter and White Arkitekter

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Von der Lokomotivwerkstatt zur Bibliothek

© Sti­jn Bollaert

2009 erwirbt die Gemeinde Tilburg zusam­men mit zwei großen Immo­bilien- und Bau­fir­men das riesige Are­al direkt hin­ter dem Haupt­bahn­hof. Der ursprüngliche Plan sah vor, beste­hende Gebäude, wie die ehe­ma­lige Loko­mo­tiven­halle, kurz auch: LocHal, abzureißen und riesige Büro- und Apart­men­tkom­plexe zu erricht­en. Die Entschei­dung wird aber zurückgenom­men. Statt Abriss kom­men Sanierun­gen und Umnutzun­gen. So eröffnet 2019 hier die städtis­che Bib­lio­thek, die aber viel mehr ist als eine Samm­lung von Büch­ern. So schützt die gläserne Halle einen innen liegen­den Stadtplatz—mit Café und Fre­itreppe. Außer­dem befind­en sich hier Mag­a­zin, Büro- und Ver­anstal­tungsräume, und an den Rän­dern liegen Werk­stät­ten und Arbeit­sräume. Die vie­len Men­schen, die das Gebäude für man­nig­faltige Aktiv­itäten nutzen, machen deut­lich, dass öffentlich­er Raum auch in der Zukun­ft noch eine wesentliche Rolle spie­len wird.


Pro­jekt

LocHal


Beteiligte

CIVIC archi­tects, Braaks­ma & Roos archi­tecten­bu­reau, Inside Out­side / Petra Blaisse, Mecanoo, Architek­turschaf­fende; Gemeente Tilburg, De Bib­lio­theek Mid­den-Bra­bant, Kun­st­loc Bra­bant, Auftrag


Jahr

Seit 2019


Ort

Tilburg, Nieder­lande

Die ehe­ma­lige Werkhalle, in der Loko­mo­tiv­en gefügt und gewartet wur­den. Archive image © Civic Architects
© Sti­jn Bollaert
© Sti­jn Bollaert
Luft­bild des Eisen­bahnare­als in der nieder­ländis­chen Stadt Tilburg. © Karel Tomei

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Technische Hilfe für eine informelle Siedlung

Die Arbeit mit der Nach­barschaft von Ter­ras da Cos­ta ist für ate­lier­mob kein Einzelfall. Schon lange beschäftigt sich das Büro mit ähn­lichen Quartieren, set­zt sich für bess­er aus­ges­tat­tete, legale Woh­nun­gen für Men­schen in informellen Sied­lun­gen ein und leis­tet tech­nis­che Hil­fe. Dabei sehen die Architek­tin­nen und Architek­ten diese Auseinan­der­set­zung als Erweiterung des Beruf­s­stands der Architek­tur, der sich so oft nur um for­male und ästhetis­che Dinge kümmert—aber soziale und ökonomis­che Beziehun­gen vol­lends ignori­ert. © Fer­nan­do Guerra

Südlich von Liss­abon, im Hin­ter­land von Hotels und Apart­men­tkom­plex­en, befind­et sich das nicht legal­isierte Quarti­er Ter­ras da Cos­ta. Im Jahr 2012 entste­ht in der Nach­barschaft die Idee, eine Gemein­schaft­sküche einzuricht­en. Der Vorschlag ist mit der Hoff­nung ver­bun­den, dass die Behör­den dadurch der Ein­rich­tung ein­er Wasser­leitung zus­tim­men und damit die Legal­isierung der Sied­lung begin­nen kann. Das Architek­tur­büro ate­lier­mob und viele andere Grup­pen, Ini­tia­tiv­en und Einzelper­so­n­en helfen auf ver­schieden­ste Art. Manche brin­gen ihre Arbeit direkt ein, andere posi­tion­ieren sich sol­i­darisch, und Stiftun­gen unter­stützen das Pro­jekt finanziell. Nach etwa zwei Jahren fließt endlich Wass­er nach Ter­ras da Cos­ta. Doch viele andere Aspek­te sind weit­er­hin ungeklärt—können oder wollen poli­tisch nicht beant­wortet wer­den, so dass Sied­lun­gen in ähn­lichen Sit­u­a­tio­nen auch weit­er­hin für ihr Recht auf Stadt kämpfen müssen.


Pro­jekt

Coz­in­ha Comunitária das Ter­ras da Cos­ta, Gemein­schaft­sküche Ter­ras da Costa


Beteiligte

Ate­lier­mob und Colec­ti­vo Ware­house, Architek­turschaf­fende; Bewohnende von Ter­ras da Cos­ta, con­struct­Lab, Unterstützung


Jahr

2014


Ort

Ter­ras da Cos­ta, Liss­abon, Portugal

Die informelle Sied­lung Ter­ras da Cos­ta südlich von Liss­abon. © Fer­nan­do Guerra
Die Legal­isierung der Sied­lung stand zu keinem Zeit­punkt zur Debat­te. Stattdessen erwirkt die Zusam­me­nar­beit der Nach­barschaft mit dem Architek­tur­büro die Pri­or­isierung eines Wasser­an­schlusses, der poli­tisch durch­set­zbar ist. © Fer­nan­do Guerra
Die Wasserver­sorgung läuft über die Küche und bedi­ent Hygiene- und San­itär­funk­tio­nen. © Fer­nan­do Guerra
© Fer­nan­do Guerra

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Stadt auf Probe

Seit 2019 kann in der Stadt Görlitz—100 Kilo­me­ter östlich von Dres­den und direkt an der pol­nis­chen Grenze—probegewohnt wer­den. Auf den Aufruf, die Stadt über vier Wochen lang durch tem­poräre Ansied­lung ken­nen­zuler­nen, hat­ten sich knapp 150 Per­so­n­en gemeldet. Bis Ende März 2020 hat­ten dann 55 erwach­sene Per­so­n­en und sieben Kinder das Wohnen und Arbeit­en in Gör­litz getestet. Ein­er von ihnen ist der Fotograf Niko­las Fabi­an Kam­mer­er, der die fol­gen­den Bilder während seines Probe­wohnens in Gör­litz pro­duziert hat. Hier zu sehen der Blick vom Nico­laiturm Rich­tung Land­skro­ne. © Niko­las Fabi­an Kammerer

Die Stadt Gör­litz ist durch Abwan­derung seit den 1990er Jahren um ein Vier­tel ihrer Ein­wohnen­den geschrumpft. 2008 wagen eine Forschungs­gruppe der TU Dres­den und die Stadtver­wal­tung Gör­litz ein Exper­i­ment, um neue Men­schen in die Stadt zu lock­en. Tem­poräres Wohnen in Gör­litz soll die Qual­itäten und Poten­ziale dieses Ortes offen­baren. Probe­wohnen, Stadt Erleben, Stadt auf Probe—mittlerweile läuft die vierte Auflage des Exper­i­ments. Inter­essierte kön­nen das Wohnen in der Stadt aus­pro­bieren und die Net­zw­erke im Kul­tur- und Jugend­bere­ich ken­nen­ler­nen. Sie kön­nen gemein­schaftliche Arbeit­splätze und Werk­stät­ten nutzen und so direkt neue soziale und beru­fliche Per­spek­tiv­en ausloten.


Pro­jekt

Stadt auf Probe—Wohnen und Arbeit­en in Görlitz


Beteiligte

Leib­niz-Insti­tut für ökol­o­gis­che Rau­men­twick­lung (I.R), vertreten durch das Inter­diszi­plinäre Zen­trum für ökol­o­gis­chen und revi­tal­isieren­den Stad­tum­bau; Amt für Stad­ten­twick­lung der Stadt Gör­litz; Komm­Wohnen Ser­vice GmbH, kom­mu­nale Woh­nungs­ge­sellschaft; KoLAB­O­Rac­ja e.V., Kühlhaus e.V., Wild­wuchs e.V., Bun­desmin­is­teri­um des Innern, für Bau und Heimat, Förderung


Jahr

2018—2020


Ort

Gör­litz, Deutschland

Blick von der pol­nis­chen Neiße­seite Rich­tung Peter­skirche. © Niko­las Fabi­an Kammerer
Fis­ch­er an der Neiße am pol­nis­chen Ufer. © Niko­las Fabi­an Kammerer

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Transformation statt Abriss und Neubau

© Philippe Ruault

Über­all auf der Welt lassen sich Groß­wohn­sied­lun­gen wie die Cité du Parc find­en, die aus weitläu­fi­gen Land­schaften in die Höhe wach­sen. Quartiere wie die Cité gel­ten oft als »sozialer Bren­npunkt«. So auch hier. In den frühen 2000ern beschloss der franzö­sis­che Staat Maß­nah­men, um die Zukun­ft der Wohn­scheiben zu erörtern. Hier kommt das Architek­tur­büro Laca­ton & Vas­sal mit Druot ins Spiel. Das Team arbeit­et schon seit ger­aumer Zeit an der Frage: Wie kön­nen räum­liche Verän­derun­gen so geplant und umge­set­zt wer­den, dass sie nicht zur Ver­drän­gung der Bewohnen­den führen? So illus­tri­eren die Arbeit­en des Büros, dass Alter­na­tiv­en zu Abriss und Neubau existieren. Und sie definieren neue Qual­itäten in Häusern, die vie­len nicht verbesserungs­fähig erscheinen.


Pro­jekt

Trans­for­ma­tion de 530 Loge­ments et création de 8 loge­ments en toitures—Grand Parc Bordeaux


Beteiligte

Laca­ton & Vas­sal Archi­tectes, Frédéric Druot Archi­tec­ture, Christophe Hutin Archi­tec­ture, Architek­tur­büro; Bernard Blanc, ehe­ma­liger Gen­eraldirek­tor Aqui­ta­nis; Alain Jup­pé, ehe­ma­liger Bürg­er­meis­ter von Bor­deaux; Aqui­ta­nis Bor­deaux, Auftraggeber


Jahr

2011—2016


Ort

Bor­deaux, Frankreich

Die Häuser der Cité nach den Umbau­maß­nah­men. 2.300 von 4.000 Woh­nun­gen wur­den zwis­chen 2012 und 2017 saniert. Aber auch in anderen Groß­wohn­sied­lun­gen in Bor­deaux führte Aqui­ta­nis ähn­liche Maß­nah­men durch, die im Rah­men des Pro­gramms Généra­tions d’Habi­tat Inno­vant (GHI) statt Abriss und Neubau einen anderen Umgang mit Bestands­ge­bäu­den testen. © Philippe Ruault
© Philippe Ruault
Aqui­ta­nis, die Gesellschaft für sozialen Woh­nungs­bau des Gemein­de­ver­bands Bor­deaux Métro­pole, ist Eigen­tümerin der Gebäude. Der ehe­ma­lige Gen­eraldirek­tor des Unternehmens, Bernard Blanc, kon­nte den Abriss ver­hin­dern, unter anderem mit dem Argu­ment, dass die Cité du Grand Parc seit 2007 Teil der UNESCO-Weltkul­turerbe-Land­schaft von Bor­deaux ist. Mit der Entschei­dung für den Erhalt der Baut­en begin­nt nach einem architek­tonis­chen Wet­tbe­werb 2011 der Umbau. Die Bauauf­gabe umfasst die Trans­for­ma­tion ins­ge­samt dreier scheibenar­tiger Wohnge­bäude: die Blöcke H und I, die jew­eils 150 Meter lang und 45 Meter hoch sind, sowie Block G, der 60 Meter lang, aber nur 31 Meter hoch ist. © Philippe Ruault
© Philippe Ruault
In der ersten Phase des Umbaus wur­den die späteren Win­tergärten und Balkone, die von üblichen Last­wa­gen angeliefert wur­den, vor die existierende Fas­sade geset­zt. Erst danach ging es mit der Anpas­sung der existieren­den Hülle der Gebäude weit­er: Die alten Fen­ster wur­den demon­tiert, und neue Öff­nun­gen in die Fas­saden geschnit­ten. Die schnelle Mon­tage, möglich gemacht durch den hohen Ver­wen­dungs­grad von vor­fab­rizierten Ele­menten, trug dazu bei, dass die Bewohnen­den während der Umbau­maß­nah­men nicht ausziehen mussten. © Philippe Ruault

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