Die Wekerle-Siedlung im Südosten von Budapest ist seit einigen Jahren Teil des weltweiten Transition Town Netzwerks, das sich aktiv mit den globalen Herausforderungen des Klimanotstands auseinandersetzt und Praktiken für lokale Produktions- und Verwertungskreisläufe entwickelt. Es werden alternative Energieversorgungen entwickelt, Nahrungsmittelsouveränität geschaffen, nachhaltiges Bauen und emissionsfreie Mobilität gefördert. In Werkerle werden dabei besonderer Wert auf die solidarische Landwirtschaft gelegt, ökologischer Gartenbau durch Kurse beworben, Saatgut lokaler Gemüsesorten über Tauschbörsen gehandelt und Kompost systematisch gesammelt. Die Lokalregierung hat das Potenzial dieses Ansatzes erkannt und unterstützt—trotz Gegenwind—mit Sach- und Geldmitteln. Ein Gemeinschaftshaus konnte gebaut, ein Gemeinschaftsgarten angelegt und der Marktplatz neu gestaltet werden.
Stadt im Wandel
Von der Lokomotivwerkstatt zur Bibliothek
2009 erwirbt die Gemeinde Tilburg zusammen mit zwei großen Immobilien- und Baufirmen das riesige Areal direkt hinter dem Hauptbahnhof. Der ursprüngliche Plan sah vor, bestehende Gebäude, wie die ehemalige Lokomotivenhalle, kurz auch: LocHal, abzureißen und riesige Büro- und Apartmentkomplexe zu errichten. Die Entscheidung wird aber zurückgenommen. Statt Abriss kommen Sanierungen und Umnutzungen. So eröffnet 2019 hier die städtische Bibliothek, die aber viel mehr ist als eine Sammlung von Büchern. So schützt die gläserne Halle einen innen liegenden Stadtplatz—mit Café und Freitreppe. Außerdem befinden sich hier Magazin, Büro- und Veranstaltungsräume, und an den Rändern liegen Werkstätten und Arbeitsräume. Die vielen Menschen, die das Gebäude für mannigfaltige Aktivitäten nutzen, machen deutlich, dass öffentlicher Raum auch in der Zukunft noch eine wesentliche Rolle spielen wird.
Kolonialen Geschichten auf der Spur
Seit etwa fünf Jahren gibt es in Amsterdam ein Archiv, das verborgene und selten erzählte, ausradierte genauso wie unterdrückte Stimmen und Geschichten (wieder) sichtbar machen will. Aufbauend auf dem Nachlass des in Surinam geborenen Sozialwissenschaftlers Waldo Heilbron ist ein Zentrum für (post)koloniale Geschichte entstanden. Hier wird hegemoniale und aus Europa heraus erstellte Geschichtsschreibung um Aspekte, Daten und Fakten erweitert, die ein multiperspektivisches Bild globaler Entwicklungen über die letzten 400 Jahre zeichnen. Als Ort des Sammelns, Forschens, Vermittelns und Produzierens von Wissen demonstriert The Black Archives, wie Geschichte anders ausgerichtet und Schritt für Schritt um eben jene fehlenden und unterdrückten Stimmen ergänzt und erweitert werden kann.
Zur Finanzierung der kooperativen Stadt
Das Buch und Aktionsforschungsprojekt Funding the Cooperative City. Community Finance and the Economy of Civic Spaces beschreibt vielzählige Fallstudien von Projekten aus ganz Europa, die erklären, wie lokale gemeinwohlorientierte Finanzierungen aufgestellt werden können. Gezeigt und besprochen werden unterschiedlichste Gruppen, die sich neue Modelle überlegt haben, um nicht-kommerzielle Räume für ihre Nachbarschaften zu entwickeln und zu betreiben. Einfach ist das alles nicht, wie viele Interviews und Gesprächsnotizen zeigen. Doch möglich ist es schon: durch das Bilden von solidarischen Netzwerken, mit nachbarschaftlichem Einsatz, Experimentierfreude sowie administrativer und häufig auch finanzieller Unterstützung durch die jeweiligen Kommunen.
Ein Viertel, das die Dinge selbst in die Hand nimmt
In den 1980er Jahren ist Toxteth Schauplatz vehementer Klassenkämpfe. Menschen verlegen ihren Wohnsitz in andere Teile Liverpools; viele der viktorianischen Reihenhäuser verfallen. Daraufhin wird eine Gruppe im Quartier aktiv. Sie räumen auf, legen Blumenbeete an, streichen Fenster und etablieren einen Markt. Eine Stiftung wird gegründet, der Community Land Trust, um langfristig bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, der der Gemeinschaft gehört. Die Gruppe kann die Kommune überzeugen, Häuser nicht abzureißen, sondern behutsam zu erneuern. Später entwickelt das Architekturkollektiv Assemble einen Plan für das Gebiet. Obwohl die Arbeiten immer noch nicht abgeschlossen und viele Häuser immer noch baufällig sind, ist das Ziel der Menschen im Quartier, die Zukunft der Häuser selbst in die Hand zu nehmen, erst einmal erreicht.
Transformation statt Abriss und Neubau
Überall auf der Welt lassen sich Großwohnsiedlungen wie die Cité du Parc finden, die aus weitläufigen Landschaften in die Höhe wachsen. Quartiere wie die Cité gelten oft als »sozialer Brennpunkt«. So auch hier. In den frühen 2000ern beschloss der französische Staat Maßnahmen, um die Zukunft der Wohnscheiben zu erörtern. Hier kommt das Architekturbüro Lacaton & Vassal mit Druot ins Spiel. Das Team arbeitet schon seit geraumer Zeit an der Frage: Wie können räumliche Veränderungen so geplant und umgesetzt werden, dass sie nicht zur Verdrängung der Bewohnenden führen? So illustrieren die Arbeiten des Büros, dass Alternativen zu Abriss und Neubau existieren. Und sie definieren neue Qualitäten in Häusern, die vielen nicht verbesserungsfähig erscheinen.