Die Arbeiten des Fotografen und Filmemachers Jan Dirk van der Burg zeigen Trampelpfade: schmale und unbefestigte Wege, die dadurch entstehen, dass sie wieder und wieder begangen oder befahren werden. Sie folgen den organischen Bewegungsabläufen von Menschen, die sich fußläufig oder mit dem Fahrrad durch die Welt bewegen. So werden die am Reißbrett scharf und klar umrissenen Räume der Infrastruktur- und Stadtplanenden infrage gestellt. Trampelpfade stehen hier für Widerstand, für kleine Gesten des zivilen Ungehorsams. Sie wehren sich gegen einen Ordnungs- und Gestaltungswillen, der sich über alles stülpt und doch im täglichen Gebrauch keinen Sinn macht. Sie entstehen da, wo die Planenden der immer noch autogerechten Welt nicht mit Menschen gerechnet haben, die ihren eigenen Kopf haben.
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Vom Versuch, einen Platz zu erfassen
Kyle McDonald (with Jonas Jongejan), Exhausting a Crowd, 2015. Commissioned by the Victoria and Albert Museum
Überwachungskameras gehören mittlerweile zum Bild vieler Städte. Doch Kameras sind keinen neutralen Begleiter: Alles geht in diese Geräte rein, wird übertragen, von irgendwelchen Menschen irgendwo an einer anderen Stelle angesehen, ausgewertet, aufgearbeitet, analysiert und dokumentiert. Was noch alles? Wir wissen es nicht genau, denn viel davon wird unter Verschluss gehalten. Der Künstler Kyle McDonald will verstehen, wie uns diese neuen Technologien betreffen oder beeinflussen. Dafür stellt er Videoaufnahmen von öffentlichen Plätzen ins Netz und offenbart damit das, was sonst nur andere sehen. Alle können das Gesehene online kommentieren: Begegnungen, Streit, Regen, Sonne. Die Menschen werden zu Objekten der Unterhaltung, teils Belustigung. McDonald macht damit sichtbar, wie diese allgegenwärtige mediale Aufrüstung ethische Fragen, warum wer was und wie so sehen darf, schnell in den Hintergrund rücken lässt.
Kyle McDonald, Künstler; Jonas Jongejan, Mitwirkender; Victoria & Albert Museum, V2_Institute, Birmingham Open Media, Auftrag
Jahr
Seit 2015
Ort
Verschiedene Orte
Kyle McDonald (with Jonas Jongejan), Exhausting a Crowd, 2015. Commissioned by the Victoria and Albert MuseumKyle McDonald (with Jonas Jongejan), Exhausting a Crowd, 2015. Commissioned by the Victoria and Albert Museum
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Jeden letzten Freitag des Monats treffen sich Radfahrende, sowohl in Metropolen als auch in kleineren Städten, um—in Kolonne und als schiere Masse—die Straßen einzunehmen, regelrecht zu besetzen. Das Prinzip der kritischen Masse nutzt dabei eine Regel der Straßenverkehrsordnung, nach der ein Verband aus mindestens zwölf Radfahrenden als Fahrzeug zu betrachten ist und somit auch geschlossen über eine rot werdende Ampel fahren kann. Wer vorn radelt, bestimmt mit, wo es lang geht. Aufmerksamkeit wollen die Radfahrenden darauf lenken, dass die autogerechte Stadt des letzten Jahrhunderts an vielen Orten bis heute gefährliche Realität ist. Critical Mass ist damit ein friedliches und solidarisches Protestradeln gegen die Hegemonie des motorisierten Verkehrs in Stadtplanungen weltweit.
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Rundumservice für urbane Mobilitätsbedürfnisse
Whim ist ein Konzept, das Mobilität für die wachsende Metropolregion Helsinki komplett neu denken soll. Es ist ein Projekt, das als Ergebnis von breit gefächerten Kooperationen zwischen Beteiligten aus der freien Wirtschaft, den Universitäten und dem öffentlichen Sektor entstanden ist. Die Idee: ein digitaler Rundumservice für die komplexen Fortbewegungsbedürfnisse aller Stadtnutzenden. Die Umsetzung: eine universelle Anwendung für Smartphones. Diese soll die Nutzung von vielen unterschiedlichen, vor allem geteilten oder nachhaltigeren Verkehrsangeboten einfacher, intuitiver und günstiger machen. Das unmittelbare Ziel: die Entscheidung für den öffentlichen Nahverkehr so attraktiv wie möglich zu machen. Langfristig geht es um die Abschaffung des privaten Autos.
Sampo Hietanen, Mitgründer MaaS Finland Oy und MaaS Global; Kaj Pyyhtiä, Mitgründer; Sami Pippuri, Jonna Pöllänen, Entwicklung; MaaS Global, HKL Helsingin kaupungin liikennelaitos, Entwicklung; HSL-HRT Helsingin seudun liikenne, Entwicklung
In Barcelona wurde der Superblock—ein von großen Straßen begrenztes Stadtgebiet, das sich aus mehreren kleineren Stadtblöcken zusammensetzt—in den letzten Jahren neu erfunden. Er verspricht damit Lösungen für durch motorisierten Verkehr höchst emissionsbelastete Städte. Durch eine Verminderung der Verkehrsdichte soll aber auch der öffentliche Raum aufgewertet und existierende Nutzungen verstärkt oder neue möglich gemacht werden. In Barcelona sind mittlerweile sechs solche Superblocks realisiert worden. Befürchtungen, dass aufgrund der Verkehrsberuhigung der Einzelhandel leiden könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Stattdessen hat sich die Anzahl der Wege, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unternommen werden, erhöht. Die Luftqualität hat sich verbessert. Mittlerweile wird das Modell auch in anderen Städten getestet. Überall zeigt sich das Potenzial der räumlichen Organisation aus Sicht fußläufiger statt autofahrender Menschen.
Salvador Rueda, Direktor BCNecologia (2000–2019), BCNecologia, Agència d’Ecologia Urbana de Barcelona; Konsortium aus Ajuntament de Barcelona, l’Area Metropolitana de Barcelona i la Diputació de Barcelona; Bewohnende der Superblocks
Jahr
Seit 2003, erster Test-Superblock im Stadtteil Gràcia / 2016, Einweihung Superblock im Stadtteil Poblenou
Der mobile Zebrastreifen ist ein tragbares und an unübersichtlichen Straßenstellen einsetzbares Instrument. Er dient dazu, Fahrbahnen dort, wo keine legale Überquerungsmöglichkeit besteht, rechtskonform für fußläufige Menschen bequem überquerbar zu machen. Wegen der Größe und des damit verbundenen Gewichts des Teppichs geht das allerdings nicht allein. Es braucht viele Menschen, die mittragen und ‑rollen wollen. Damit wird das Überqueren einer anderweitig nicht-kreuzbaren Straße zur kollektiven Aktion, zu einer Art Protestmarsch. Das spielerisch erscheinende Artefakt weist dabei auf die hartnäckig bestehenden ungleichen Bewegungsräume von verschiedenen Gruppen in der Stadt hin. Mit dem Zelebrieren der nachhaltigsten aller Fortbewegungsarten zeigt der mobile Zebrastreifen auf, wie eine gerechte Stadt für Fußläufige aussehen könnte.