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Jan Dirk van der Burg doku­men­tiert in seinen Arbeit­en mit dem Titel Desire Lines Tram­pelp­fade als Zeichen zivilge­sellschaftlichen Unge­hor­sams. Desire Lines, Fotografien, 80×100cm, 2011. © Jan Dirk van der Burg

Die Arbeit­en des Fotografen und Filmemach­ers Jan Dirk van der Burg zeigen Tram­pelp­fade: schmale und unbe­fes­tigte Wege, die dadurch entste­hen, dass sie wieder und wieder began­gen oder befahren wer­den. Sie fol­gen den organ­is­chen Bewe­gungsabläufen von Men­schen, die sich fußläu­fig oder mit dem Fahrrad durch die Welt bewe­gen. So wer­den die am Reißbrett scharf und klar umris­se­nen Räume der Infra­struk­tur- und Stadt­pla­nen­den infrage gestellt. Tram­pelp­fade ste­hen hier für Wider­stand, für kleine Gesten des zivilen Unge­hor­sams. Sie wehren sich gegen einen Ord­nungs- und Gestal­tungswillen, der sich über alles stülpt und doch im täglichen Gebrauch keinen Sinn macht. Sie entste­hen da, wo die Pla­nen­den der immer noch auto­gerecht­en Welt nicht mit Men­schen gerech­net haben, die ihren eige­nen Kopf haben.


Pro­jekt

Desire Lines


Kün­stler

Jan Dirk van der Burg


Jahr

2011


Ort

Nieder­lande

© Jan Dirk van der Burg
© Jan-Dirk van der Burg

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Vom Versuch, einen Platz zu erfassen

Kyle McDon­ald (with Jonas Jonge­jan), Exhaust­ing a Crowd, 2015. Com­mis­sioned by the Vic­to­ria and Albert Museum

Überwachungskam­eras gehören mit­tler­weile zum Bild viel­er Städte. Doch Kam­eras sind keinen neu­tralen Begleit­er: Alles geht in diese Geräte rein, wird über­tra­gen, von irgendwelchen Men­schen irgend­wo an ein­er anderen Stelle ange­se­hen, aus­gew­ertet, aufgear­beit­et, analysiert und doku­men­tiert. Was noch alles? Wir wis­sen es nicht genau, denn viel davon wird unter Ver­schluss gehal­ten. Der Kün­stler Kyle McDon­ald will ver­ste­hen, wie uns diese neuen Tech­nolo­gien betr­e­f­fen oder bee­in­flussen. Dafür stellt er Videoauf­nah­men von öffentlichen Plätzen ins Netz und offen­bart damit das, was son­st nur andere sehen. Alle kön­nen das Gese­hene online kom­men­tieren: Begeg­nun­gen, Stre­it, Regen, Sonne. Die Men­schen wer­den zu Objek­ten der Unter­hal­tung, teils Belus­ti­gung. McDon­ald macht damit sicht­bar, wie diese all­ge­gen­wär­tige medi­ale Aufrüs­tung ethis­che Fra­gen, warum wer was und wie so sehen darf, schnell in den Hin­ter­grund rück­en lässt.


Pro­jekt

Exhaust­ing a Crowd


Beteiligte

Kyle McDon­ald, Kün­stler; Jonas Jonge­jan, Mitwirk­ender; Vic­to­ria & Albert Muse­um, V2_Institute, Birm­ing­ham Open Media, Auftrag


Jahr

Seit 2015


Ort

Ver­schiedene Orte

Kyle McDon­ald (with Jonas Jonge­jan), Exhaust­ing a Crowd, 2015. Com­mis­sioned by the Vic­to­ria and Albert Museum
Kyle McDon­ald (with Jonas Jonge­jan), Exhaust­ing a Crowd, 2015. Com­mis­sioned by the Vic­to­ria and Albert Museum

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Kritische Masse für Freiheit und Bewegung

© Crit­i­cal Mass Berlin

Jeden let­zten Fre­itag des Monats tre­f­fen sich Rad­fahrende, sowohl in Metropolen als auch in kleineren Städten, um—in Kolonne und als schiere Masse—die Straßen einzunehmen, regel­recht zu beset­zen. Das Prinzip der kri­tis­chen Masse nutzt dabei eine Regel der Straßen­verkehrsor­d­nung, nach der ein Ver­band aus min­destens zwölf Rad­fahren­den als Fahrzeug zu betra­cht­en ist und somit auch geschlossen über eine rot wer­dende Ampel fahren kann. Wer vorn radelt, bes­timmt mit, wo es lang geht. Aufmerk­samkeit wollen die Rad­fahren­den darauf lenken, dass die auto­gerechte Stadt des let­zten Jahrhun­derts an vie­len Orten bis heute gefährliche Real­ität ist. Crit­i­cal Mass ist damit ein friedlich­es und sol­i­darisches Protestradeln gegen die Hege­monie des motorisierten Verkehrs in Stadt­pla­nun­gen weltweit.


Pro­jekt

Crit­i­cal Mass


Beteiligte

Fahrad­fahrende


Jahr

Seit 1997


Ort

Berlin, Deutsch­land

© Crit­i­cal Mass Berlin
© Crit­i­cal Mass Berlin
© Crit­i­cal Mass Berlin
© Crit­i­cal Mass Berlin

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Rundumservice für urbane Mobilitätsbedürfnisse

Whim ist ein Konzept, das Mobil­ität für die wach­sende Metropol­re­gion Helsin­ki kom­plett neu denken soll. Es ist ein Pro­jekt, das als Ergeb­nis von bre­it gefächerten Koop­er­a­tio­nen zwis­chen Beteiligten aus der freien Wirtschaft, den Uni­ver­sitäten und dem öffentlichen Sek­tor ent­standen ist. Die Idee: ein dig­i­taler Run­dum­ser­vice für die kom­plex­en Fort­be­we­gungs­bedürfnisse aller Stadt­nutzen­den. Die Umset­zung: eine uni­verselle Anwen­dung für Smart­phones. Diese soll die Nutzung von vie­len unter­schiedlichen, vor allem geteil­ten oder nach­haltigeren Verkehrsange­boten ein­fach­er, intu­itiv­er und gün­stiger machen. Das unmit­tel­bare Ziel: die Entschei­dung für den öffentlichen Nahverkehr so attrak­tiv wie möglich zu machen. Langfristig geht es um die Abschaf­fung des pri­vat­en Autos.


Pro­jekt

Whim


Beteiligte

Sam­po Hieta­nen, Mit­grün­der MaaS Fin­land Oy und MaaS Glob­al; Kaj Pyy­htiä, Mit­grün­der; Sami Pip­puri, Jon­na Pöllänen, Entwick­lung; MaaS Glob­al, HKL Helsin­gin kaupun­gin liiken­nelaitos, Entwick­lung; HSL-HRT Helsin­gin seudun liikenne, Entwicklung


Jahr

Seit 2015


Ort

Helsin­ki, Finnland

© Ste­fan Marx

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Wie Wohnquartiere autofrei werden

Das unter dem kata­lanis­chen Stadt­plan­er Ilde­fons Cerdà in der Mitte des 19. Jahrhun­dert erdachte städte­bauliche Sys­tem für die Erweiterung Barcelonas sah eine Bebau­ung an nur zwei Rän­dern des Blocks vor. Doch die Speku­la­tion mit Boden, ähn­lich wie in Berlin, führte zu ein­er sehr viel höheren Bebau­ungs­dichte als vorge­se­hen. Viele von Cerdàs Visio­nen blieben uner­füllt, wie zum Beispiel die Etablierung von großen grü­nen Innen­höfen. Das dadurch ent­standene extrem dichte Stadt­ge­füge stand in den let­zten Jahren immer mehr unter Stress—es war über­lastet. © Iakov Filimonov/123RF.com

In Barcelona wurde der Superblock—ein von großen Straßen begren­ztes Stadt­ge­bi­et, das sich aus mehreren kleineren Stadt­blöck­en zusammensetzt—in den let­zten Jahren neu erfun­den. Er ver­spricht damit Lösun­gen für durch motorisierten Verkehr höchst emis­sions­be­lastete Städte. Durch eine Ver­min­derung der Verkehrs­dichte soll aber auch der öffentliche Raum aufgew­ertet und existierende Nutzun­gen ver­stärkt oder neue möglich gemacht wer­den. In Barcelona sind mit­tler­weile sechs solche Superblocks real­isiert wor­den. Befürch­tun­gen, dass auf­grund der Verkehrs­beruhi­gung der Einzel­han­del lei­den kön­nte, haben sich nicht bewahrheit­et. Stattdessen hat sich die Anzahl der Wege, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unter­nom­men wer­den, erhöht. Die Luftqual­ität hat sich verbessert. Mit­tler­weile wird das Mod­ell auch in anderen Städten getestet. Über­all zeigt sich das Poten­zial der räum­lichen Organ­i­sa­tion aus Sicht fußläu­figer statt aut­o­fahren­der Menschen.


Pro­jekt

Super­illes, Superblocks


Beteiligte

Sal­vador Rue­da, Direk­tor BCNe­colo­gia (2000–2019), BCNe­colo­gia, Agència d’Ecologia Urbana de Barcelona; Kon­sor­tium aus Ajun­ta­ment de Barcelona, l’Area Met­ro­pol­i­tana de Barcelona i la Diputa­ció de Barcelona; Bewohnende der Superblocks


Jahr

Seit 2003, erster Test-Superblock im Stadt­teil Grà­cia / 2016, Ein­wei­hung Superblock im Stadt­teil Poblenou


Ort

Barcelona, Spanien

Den vielfälti­gen Prob­le­men, die sich durch die immense Dichte der Blöcke entwick­elt hat­ten, allen voran der knappe öffentliche Raum und die ver­heerende Luftqual­ität, sollte mit dem Konzept des Superblocks ent­ge­gengewirkt wer­den. Das Prinzip: Vier bis neun Blöcke wer­den zu ein­er großen Ein­heit zusam­menge­fasst. Dabei wer­den außer­dem die Straßen beruhigt oder ganz für den Durch­gangsverkehr ges­per­rt. © Ajun­ta­ment de Barcelona
Der vom Autoverkehr befre­ite Raum kann vielfältig genutzt wer­den. Zusät­zliche Grün­flächen, Sport- und Spielplätze kön­nen dort angelegt wer­den, wo vorher motorisiert­er Verkehr dominierte. © Ajun­ta­ment de Barcelona
Die Aufw­er­tun­gen des öffentlichen Raums sind vielfältig und vielschichtig. Doch viele sind trotz­dem skep­tisch. Pla­nende fra­gen danach, wo denn jet­zt der Verkehr ist, der vorher über die nun beruhigten Straßen rollte? Und Anwohnende wun­dern sich, ob der ohne­hin schon starke touris­tis­che Druck auf die Stadt durch Maß­nah­men, die dieses Quarti­er noch anziehen­der machen, weit­er steigen kön­nte? © Ajun­ta­ment de Barcelona

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Einmal wieder durch die Stadt ziehen

© VG Bild-Kun­st, Bonn, 2020; Pho­to Angela Siev­er, Cour­tesy of Ger­hard Lang and Galerie Albrecht in Berlin,

Der mobile Zebras­treifen ist ein trag­bares und an unüber­sichtlichen Straßen­stellen ein­set­zbares Instru­ment. Er dient dazu, Fahrbah­nen dort, wo keine legale Über­querungsmöglichkeit beste­ht, recht­skon­form für fußläu­fige Men­schen bequem über­quer­bar zu machen. Wegen der Größe und des damit ver­bun­de­nen Gewichts des Tep­pichs geht das allerd­ings nicht allein. Es braucht viele Men­schen, die mit­tra­gen und ‑rollen wollen. Damit wird das Über­queren ein­er ander­weit­ig nicht-kreuzbaren Straße zur kollek­tiv­en Aktion, zu ein­er Art Protest­marsch. Das spielerisch erscheinende Arte­fakt weist dabei auf die hart­näck­ig beste­hen­den ungle­ichen Bewe­gungsräume von ver­schiede­nen Grup­pen in der Stadt hin. Mit dem Zele­bri­eren der nach­haltig­sten aller Fort­be­we­gungsarten zeigt der mobile Zebras­treifen auf, wie eine gerechte Stadt für Fußläu­fige ausse­hen könnte.


Pro­jekt

Der Mobile Zebrastreifen


Kün­st­lerin­nen und Künstler 

Ger­hard Lang mit Hel­mut Aebis­ch­er, Ruth Jureczek sowie zahlre­ichen Spaziergän­gerin­nen und Spaziergängern


Jahr

1993


Ort

Kas­sel, Deutschland

Ger­hard Lang, Der Mobile Zebras­treifen (1993). Eine 600-Per­so­n­en-Prozes­sion zieht durch die Straßen, Hin­ter­höfe und Park­plätze im Stadtzen­trum Kas­sels und rollt in Ehrung des Grün­ders der Spazier­gangswis­senschaft, Lucius Bur­ck­hardt, wo immer nötig, den mit­ge­tra­ge­nen Tep­pich zum Über­queren großer Trassen aus. © VG Bild-Kun­st, Bonn, 2020; Pho­to Hel­mut Aebis­ch­er, Cour­tesy of Ger­hard Lang and Galerie Albrecht in Berlin
© VG Bild-Kun­st, Bonn, 2020; Pho­to Hel­mut Aebis­ch­er, Cour­tesy of Ger­hard Lang and Galerie Albrecht in Berlin
© VG Bild-Kun­st, Bonn, 2020; Pho­to Hel­mut Aebis­ch­er, Cour­tesy of Ger­hard Lang and Galerie Albrecht in Berlin

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