Eine kofinanzierte Brücke setzt neue Impulse

© Annette Behrens

20 Jahre ist es her, dass der Schieblock in Rot­ter­dam von dem Architek­tur­büro ZUS als soge­nan­nte Anti-Beset­zung bezo­gen wurde. Damals waren die Gebi­ete im Umfeld dieses Blocks jedoch durch Straßen und Bah­n­trassen zer­schnit­ten und voneinan­der getren­nt. So ent­stand die Idee ein­er Brücke. Die Hoff­nung: neue Impulse und Nutzun­gen für die leer­ste­hen­den Gebäude und Stadt­brachen. Die Brücke brachte, schon bevor es sie gab, Men­schen in Rot­ter­dam zusam­men. Über eine Inter­net-Plat­tform kon­nten sie Holzbe­plankun­gen erwer­ben und somit die Brücke, die schließlich 2015 eröffnet wurde, kofi­nanzieren. Doch auch weit­ere Aspek­te des Pro­jek­ts wur­den nach­drück­lich von der Kom­mune Rot­ter­dam gefördert: Arbeits- und Büroräume, Restau­rants, Cafés und Grün­flächen. Seit­dem wird viel über die neue Lebendigkeit im Quarti­er, aber auch die Kon­se­quen­zen von Aufw­er­tung und Exk­lu­siv­ität gesprochen.


Pro­jekt

Luchtsin­gel


Beteiligte

ZUS—Zones Urbaines Sen­si­bles, Ini­tia­tive, Pla­nung, Architek­tur; ca. 8.000 Teil­nehmende der Crowd­fund­ing-Aktion, Kofi­nanzierende; Stadtver­wal­tung Rot­ter­dam, Kofi­nanzierung und Organisation


Jahr

Seit 2011


Ort

Rot­ter­dam, Niederlande

Die gesamte Fußgänger­brücke ist in Sig­nal­gelb gestrichen, für Kris­t­ian Kore­man von ZUS die Farbe eines Pro­vi­so­ri­ums. Doch das ist die Brücke—hier in der Über­querung der Schiekade—schon lange nicht mehr. Einst leer­ste­hende Büro­ge­bäude wie der Schieblock sind mit­tler­weile mit Nutzun­gen gefüllt: Architek­tur­büros, Kreativwirtschaft, soziale Nutzun­gen und ein Kaufhaus, in dem Rot­ter­damer Pro­duk­te verkauft wer­den, haben sich hier ange­siedelt. © Ossip van Duivenbode
Der erste Bauab­schnitt des Luchtsin­gel wurde mit dem Verkauf von einzel­nen Hol­zlat­ten finanziert, die für je 25 Euro zum Verkauf ange­boten wur­den. 17.000 Bret­ter wur­den so verkauft. © Ossip van Duivenbode
Luchtsin­gel (Luft­gracht) ist der Name ein­er 390 Meter lan­gen Holzbrücke, die von den Ini­tia­torin­nen und Ini­tia­toren als Katalysator für wirtschaftlich­es Wach­s­tum beschrieben wird—nicht zulet­zt, weil sie bish­er von Schienen voneinan­der getren­nte Stadtvier­tel im Rot­ter­damer Nor­den mit der Innen­stadt verbindet. Die Architek­tin Elma van Box­el und der Architekt Kris­t­ian Kore­man vom Büro Zones Urbaines Sen­si­bles (ZUS) ini­ti­ierten im Jahr 2012 eine Crowd­fund­ingkam­pagne, um Gelder für die Brücke zu gewin­nen. © Ossip van Duivenbode
© Ossip van Duivenbode

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Gemeinschaftsstiftende Konstruktionen

Casa do Vapor, Liss­abon (2013). Zusam­men mit vie­len lokalen Kol­lab­o­ra­teurin­nen und Kol­lab­o­ra­teuren errichtete und bespielte das inter­diszi­plinäre Kollek­tiv Con­struct­Lab dieses Gebäude auf der Süd­seite des Tejo, das gle­ichzeit­ig Freiluftk­lassen­z­im­mer, öffentliche Bib­lio­thek, Küche, Fahrrad­w­erk­statt, Skate-Rampe und Spielplatz war, sowie einen Piz­za­ofen beherbergte. Gebaut wurde mit wiederver­wen­de­tem Holz aus einem anderen Pro­jekt und so ein­fach, dass Kinder genau­so wie Erwach­sene mit­machen kon­nten. Auch wenn die tem­poräre Struk­tur am Ende des Som­mers wieder abge­baut wer­den musste, so bilden sich die sozialen Verknüp­fun­gen und Bindun­gen, die über die kurze Peri­ode hin­weg ent­standen waren, heute immer noch ab. © Alexan­der Römer

Die Arbeit­en von con­struct­Lab ent­fal­ten sich im Kos­mos zwis­chen Imag­i­na­tion und Leben. Im Fokus des Kollek­tivs ste­ht dabei weniger das Schaf­fen von fix­en und unverän­der­lichen Tat­sachen. Stattdessen suchen sie aktiv nach Möglichkeit­en, den Wün­schen und Hoff­nun­gen, die sich in Aneig­nun­gen aus­drück­en, Form zu geben. Der Baukiosk ist in diesem Kon­text ein Bild. Als kom­plex­es Gebilde verkör­pert er eine beson­dere Form des Stadt­machens, die unter­schiedliche Inter­essen mit unter­schiedlichen Möglichkeit­en verbindet oder sog­ar bewusst kol­li­dieren lässt. So ist der Baukiosk Tre­ff­punkt genau­so wie Sam­mel­stelle. Analoges Bill­board und dig­i­tale Anzeigetafel. Infor­ma­tion­ssys­tem genau­so wie Ruhep­unkt. Verteil­er genau­so wie Auskun­ftss­chal­ter. Immer ist er vieles—und alles gleichzeitig.


Pro­jekt

Baukiosk


Beteiligte

con­struct­Lab


Jahr

2020


Ort

Berlin, Deutsch­land

© Alexan­der Römer
The Arch, Genk (2017). Als Exper­i­men­tier­la­bor konzip­iert, wid­mete sich dieses Pro­jekt dem Neu­denken der Stadt­geschichte der bel­gis­chen Kle­in­stadt. Vor­mals durch Berg­bau und Indus­trien geprägt, stand die Frage nach der Zukun­ft von Genk im Zen­trum von Ver­anstal­tun­gen, Events und Work­shops. © Julie Guiches

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Von Menschen in Städten

Bêka & Lemoine, Homo Urbanus, HD, col­or, France, 2017—2020. Image and sound: Ila Bêka, edit­ing: Louise Lemoine & Ila Bêka, Pro­duc­tion: Bêka & Lemoine. Homo Urbanus Neapoli­tanus (45 min), Homo Urbanus Rabatius (45 min), Homo Urbanus Petrobur­gu­mus (45 min), Homo Urbanus Vene­tianus (55 min) © Bêka & Lemoine

Die bewegten Bilder zeigen Bogotá und Sankt-Peters­burg, Rabat und Seoul, Neapel und Tokyo, Doha und Shang­hai, Kyoto und Venedig. Wir tauchen in Szenen urba­nen All­t­ags ein. Es wird gefis­cht, geputzt, getanzt und gelacht. Was wir hier sehen ist Stadt. Doch wird uns nicht die Stadt gezeigt, die sich von Großpro­jekt zu Großpro­jekt hangelt, um sich im inter­na­tionalen Wet­tbe­werb zu behaupten. Die Räume in diesem Film sprechen vielmehr vom Leben. Stadt ist gelebter Raum, der von uns und unseren Prak­tiken lebt und erst dadurch lebendig wird. Die Gle­ich­heit der glob­alen Städte find­en wir hier nicht. Stattdessen: Plu­ral­ität, Het­ero­gen­ität und immer wieder ganz ortsspez­i­fis­ches Machen.


Pro­jekt

Homo Urbanus


Filmemachende

Ila Bêka & Louise Lemoine


Jahr

Seit 2018


Ort

Ver­schiedene Orte

© Bêka & Lemoine
© Bêka & Lemoine

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Flusslandschaften in der Stadt

© Lucía de Mosteyrín

Der Film Swim City führt uns vor, wie wertvoll Flüsse für das Wohl der gesamten Stadt­bevölkerung sind. Ob in den Donau-Fluss­bädern in Wien, im Botanis­chen Garten von Tiflis oder den Flüssen in Basel und Zürich—überall sprin­gen Men­schen an war­men und sog­ar kalten Tagen ins Wass­er. Auch in anderen Städten, in denen Flüsse ger­ade erst als Freiräume wieder­ent­deckt wer­den, formieren sich Ini­tia­tiv­en, die das Bewusst­sein für den Wert von Wass­er in der Stadt schär­fen wollen. Dabei geht es um weit mehr als das Baden zu pop­u­lar­isieren. Es sind auch Bewe­gun­gen, die angesichts zunehmender Pri­vatisierun­gen von Flus­sufern für den öffentlichen Zugang zum Wass­er kämpfen. Sie machen deut­lich, dass Flüsse als wichtige Adern in größeren ökol­o­gis­chen Gefü­gen ernst zu nehmen sind.


Pro­jekt

Swim City


Beteiligte

Jürg Egli, Künstler und Filmemach­er; Lucı́a de Mosteyrı́n, Fotografin; Bar­bara Buser, Andreas Ruby und Yuma Shi­no­hara, Co-Kura­tion; Schweiz­erisches Architek­tur­mu­se­um Basel, Auftraggeber


Jahr

2018, Fil­mauf­nah­men


Ort

Basel, Bern, Zürich und Genf, Schweiz

Swim City, 3‑Kanal Instal­la­tion im Video loop (18 min), 2019. © Jürg Egli
© Jürg Egli
© Lucía de Mosteyrín

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Von der Brachfläche zum Nachbarschaftsort

Das soge­nan­nte Farm­House gilt als das Herzstück von Par­ck­farm. Das gebrauchte Gewächshaus wurde aus den Nieder­lan­den nach Brüs­sel ver­schleppt. Heute dient es als Ort der Begeg­nung, zum Kochen und Essen. Zu den Ini­tia­torin­nen und Ini­tia­toren gehörte das Design­büro 1010 Archi­tec­ture Urban­ism, das in Zusam­me­nar­beit mit den Organ­i­sa­tio­nen Jes und Yota! den par­tizipa­tiv­en Bauprozess organ­isierte. © Rossel & Cie — Bruno D’Alimonte

Im Nor­den Brüs­sels, von Straßen umzin­gelt und doch fast schw­er zu find­en, hat sich ein kleines Paradies entwick­elt. 2013 set­zte ein divers aufgestelltes Team eine Idee um: Sie verknüpfen die Beson­der- und Eigen­heit­en eines Parks mit urbaner Agrikul­tur und Micro-Farm­ing. Lokale Ini­tia­tiv­en und Grup­pen, die die Rän­der jenes Brach­lands seit ger­aumer Zeit für den kollek­tiv­en Anbau von Obst und Gemüse, für Klein­tier­hal­tun­gen und Tauben­schläge genutzt hat­ten, wer­den beteiligt. Der daraus ent­standene Ort—Parckfarm—verbindet bis heute die Nach­barschaft. Unter­schiedliche Akteurin­nen und Akteure organ­isieren vielfältige Aktiv­itäten, Work­shops, Garte­nar­beit und Debat­ten. Allerd­ings liegt mit­tler­weile ein Flächen­nutzungs­plan für das Are­al vor. Die Nach­barschaftsver­bände sehen Zugang und Nutzung des Parks bedroht.


Pro­jekt

Par­ck­farm


Beteiligte

Par­ck­farm T&T asbl, Vere­in und Koor­di­na­tion; Men­schen aus der Nach­barschaft, Ini­tia­tiv­en und Mitar­beit; Alive Archi­tec­ture und Tak­tyk, Co-Kura­tion; IBGE—Institut Brux­el­lois pour la Ges­tion de l‘Environnement, Auf­trag und Kofinanzierung


Jahr

Seit 2014


Ort

Brüs­sel, Belgien

Par­ck­farm war ursprünglich nur auf fünf Monate angelegt, doch auf­grund der Ini­tia­tive von vie­len Anwohnen­den und anderen Unter­stützen­den existiert der Ort fünf Jahre später immer noch. © Par­ck­farm T&T
Auf dem Gelände kom­men Men­schen aus der Nach­barschaft zusam­men, um Obst und Gemüse anzubauen. Auch Bienen, Hüh­n­er, Enten und Schafe wer­den gehal­ten. © Par­ck­farm T&T
Die bun­ten Bee-cars oder Bienen­wa­gen, die von einem Fahrrad gezo­gen wer­den kön­nen, wur­den von der Königlichen Imk­ereige­sellschaft in Brüs­sel und Umge­bung (SRABE) entwick­elt. Imk­erin­nen und Imk­er wie Mok­tar pro­duzieren und verkaufen hier ihren Honig. Besucherin­nen und Besuch­er kön­nen die Bienen­stöcke besichti­gen und mehr über die wichtige Rolle dieser Insek­ten für unsere Lebenswelt erfahren. © Dieter Telemans

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